Künstlerische Grenzgänger in Ost- und Westdeutschland
Die neue Sonderausstellung im im museum FLUXUS+ stellt sich einem Experiment: Positionen der künstlerischen Avantgarde im geteilten Deutschland werden hier gemeinsam präsentiert. Zahlreiche Leihgaben von nichtkonformen Kunstwerken der DDR ergänzen die Werken der westlichen Künstler:innen, für die das museum FLUXUS+ programmatisch steht.
Die Ausstellung will damit exemplarisch aufzeigen, wie prägend in beiden Teilen Deutschlands Künstler waren, die mit ihren abstrakten, prozessualen sowie dokumentarischen Strategien an den ästhetischen Grenzen etablierter Kunstproduktion rüttelten, auch wenn sie höchst unterschiedliche Öffentlichkeiten erreichten.
Grenzüberschreitungen sind daher nicht nur ästhetisch, sondern vor allem auch politisch zu verstehen.
Diese Grenzüberschreitungen sind als zentrales Motiv einer systemkritischen Kunst in einem gesamtdeutschen Kontext zu verstehen, vor einem gemeinsamen historischen Hintergrund auf der Suche nach einer gemeinsamen Identität. Musik und Poesie werden zur visuellen Kunst und zum Happening, ein Film wird zu einer prozessualen Skulptur, Alltagsgegenstände werden zu multiplen Kunstwerken, Kunst wird zu Politik und umgekehrt.
Vor dem Hintergrund unterschiedlichster Biografien wird eine Geschichte von Missverständnissen und Aneignung, von Ablehnung und Sympathie von unterschiedlichen Öffentlichkeiten und unterschiedlichem Verständnis vom Erfolg künstlerischer Strategien erzählt, welche sich im Moment der Wiedervereinigung in eine ungewisse Zukunft aufzulösen scheint.
Diese Ausstellung stellt die Frage: Inwieweit hat sich die deutsch/deutsche Teilung in der Nachkriegszeit in den Ausprägungen avantgarder Kunst niedergeschlagen und lag in ihr eine gewisse Notwendigkeit, um eine gesamtdeutsche Identität unter vielfältigen Gesichtspunkten zu verhandeln und neu entstehen zu lassen?
FLUXUS+ nonkonform zeigt die beiden Teile Deutschlands als zwei Seiten einer Medaille, deren Wert sich erst seit der Transformationszeit der 1990er Jahre zu zeigen beginnt und der sich durch die neue Aufmerksamkeit für die nicht konforme Kunst der DDR bis heute laufend weiterentwickeln wird.
Rahmenprogramm:
27. September 2023 um 19:00 Uhr | Podiumsgespräch
"Kunst aus der DDR im Strudel der Transformation der 1980/90er Jahre"
Die Zeitzeug:innen und Expert:innen erzählen vom Erlebten und dem Forschungsstand und versuchen gemeinsam, Erinnerungen vor dem Hintergrund aktueller Debatten um eine ostdeutsche Identität zu reflektieren.
- Podium: Gunar Barthel (Galerist, Berlin), Dr. Steffen Damm (Medienwissenschaftler, FU Berlin), Prof. Else Gabriel (Künstlerin, KH-Berlin Weißensee), Dr. Anja Tack (ZZF, Potsdam)
- Moderation: Dr. Philipp John (museum FLUXUS+,Potsdam)