Die faszinierenden Darstellungen sprengen die Grenzen klassischer Aktfotografie und fordern von den Betrachtenden ein genaues Hinsehen.
Der analytische Blick Renate Herters zeigt, was ist,
unretouchiert und ohne künstliche Filter. Fast makroskopisch sind die kleinsten
Details sichtbar. Obwohl die Darstellungen extrem realistisch erscheinen,
verweigern sie sich in ihrer Komplexität einer jeden anatomischen Zuordnung.
Man erahnt vieles, sieht weniges genau. Haut wurde
geschoben, gedehnt, gepresst. Falten werden zu kleinen Wellen, zu merkwürdigen
kleinen Spitzen, schmelzen zu geheimnisvolle Mustern und Formen, fügen
Bekanntes zu Unbekanntem, zu einem neuen Ganzen.
Das beeindruckend präzise Arrangieren der Ursprungsmotive
und ihre symmetrische Spiegelung schafft trotz der kompositorischen Strenge
neue, fast skulptural anmutende, mystische Körper.
Auch wenn sich in den letzten Jahren das Bewusstsein für
die vielen Aspekte des Alterns und auch die Schönheit des Älterwerdens erhöht
hat, ist das Bild alter Menschen in der Öffentlichkeit immer noch wenig
wahrnehmbar oder wird durch stereotype Darstellungen bestimmt. Body-Positivity
scheint um den Begriff des Alterns einen weiten Bogen zu machen.
Unsere Gesellschaft ist nach wie vor von Jugendlichkeit
und Schönheitsidealen geprägt, die das Altern größtenteils ausblenden oder
unattraktiv darstellen. Ältere Menschen, insbesondere Frauen, sind in den
Medien weniger präsent und oft nur in klischeehaften Darstellungen sichtbar.
Die Werkreihe „Eigensinnige Körper – Heimliche Territorien“ von Renate Herter
steht dem mit großem Selbstbewusstsein gegenüber.
Mit ihren Montagen geht sie
weit über das reine Abbild des Offensichtlichen hinaus und schafft
höchstästhetische Werke, die als konzentriertes Leben gesehen werden können.
Diese Arbeiten feiern mit einem hintergründigen Humor das Weibliche, das Leben
und eröffnen eine völlig neue Perspektive auf die Schönheit des menschlichen
Körpers.