1992, kurz nach dem Fall des Kommunismus, kam Michael Jackson als erster westlicher Megastar zu einem Konzert nach Bukarest. Während Massenveranstaltungen bis 1989 nur politischen Zwecken dienten, pilgerten plötzlich Tausende Jugendliche vom Nordbahnhof zur Nationalarena, blockierten Straßenbahnen, Busse und Straßen und stellten laut singend die ganze Stadt auf den Kopf.
Mihai Coman, Medienwissenschaftler und Professor an der Universität Bukarest, erklärt dieses Ereignis als „Ritual der kollektiven Reinigung“, mit fast religiöser Bedeutung für die Menschen in einem Land mit unklarer und sehr unsicherer politisch-wirtschaftlicher Lage. Gleichzeitig wird das Konzert als Instrument zur Reinigung des angeschlagenen Images des Präsidentschaftskandidaten beschrieben, der bald die erste freie Wahl gewinnen würde.
30 Years of Optimism ist ein Gemeinschaftsprojekt der deutschen Künstlerin Lisa Marie Schmitt und des rumänischen Künstlers Alexandru Mihai Budeș, das das gesellschaftspolitische Phänomen des Jackson-Konzerts von 1992 mit der Geschichte von Florian Istrate, dem ehemaligen Besitzer einer Porzellanmanufaktur in Alba Iulia, verknüpft.
Mitte der 90er Jahre wurde Istrate von Dieter Wiesner, dem späteren Manager von Michael Jackson, kontaktiert, um einen Auftrag für über 100.000 mit Gold und Platin verzierte Figuren des King of Pop zu erhalten. Nach der Lieferung der ersten 1.000 Stücke wurde der Kontakt abrupt abgebrochen und Istrate blieb mit Tausenden unfertiger Figuren zurück. Nach der Schließung seines Unternehmens und dem Ausscheiden aller Mitarbeiter blieb die Keramikwerkstatt mehr als 20 Jahre lang nahezu unberührt und wurde nur von Figuren und Produktionsartefakten bewohnt. Warum Wiesner die Zusammenarbeit plötzlich beendete, ist bis heute unklar.
Der Titel des Projekts, 30 Jahre Optimismus (Originaltitel: 30 de ani de Optimism), zitiert eine rumänische Coca-Cola-Werbekampagne aus dem Jahr 2021, die sich auf den Fall des Kommunismus sowie den Import von Coca-Cola-Produkten bezieht. Ebenso fungiert hier Jackson als Symbolfigur, ein westliches Produkt mit der strahlenden Aura eines Heiligen, das scheinbar endlich die lang ersehnte Freiheit bringt.
Parallel zu dieser Ausstellung bei Roam Projects bringen die Künstler eine Edition von Stücken der ursprünglich um 1996 von Florian Istrate hergestellten Porzellanfiguren heraus. Der Erlös ist für Florian Istrate bestimmt, da beide Künstler dies als wesentliches Statement im Rahmen des Projekts betrachten.