Direkt zum Inhalt

Ein intimes Fotografieprojekt aus der Ukraine

Mit offenem, ruhigem Blick schaut Olga in die Linse des Berliner Fotografen Volker Kreidler. Sie trägt einen schlichten Pullover. Hinter ihr befindet sich ein Kleiderständer mit bunt glitzernder Garderobe. Olga ist eine Protagonistin in Kreidlers neuestem fotografischen Rechercheprojekt namens “Tinder”. Kreidler hat Olga über die Dating-App angesprochen und sich mit ihr zum Treffen verabredet. Seine Aufnahmen blicken hinter den Schein der Selbstdarstellung auf der sozialen Plattform. Zu sehen sind sie im Rahmen des European Month Of Photography (EMOP) in der Galerie CLB Berlin.


Bereits seit 2019 reist Kreidler regelmäßig in die Ukraine, um sich mit Frauen via Tinder zu treffen. Dieser Start aus dem echten Leben heraus ist ihm wichtig. Denn Kreidler sucht nicht einfach nach Modellen, mit denen er Termine buchen kann. “Ich möchte hinter die gestylte Fassade blicken, die sich viele ukrainische Frauen auf Tinder zulegen”, erklärt er. Auch während der Pandemie und selbst nach Ausbruch des Krieges bricht er das Projekt nicht ab, denn jetzt gilt es erst recht, die Lebenswirklichkeit hinter den medialen Bildern abzubilden.

“Jede Frau, jedes Date und jede Geschichte ist anders”, so Kreidler. Viele Frauen sind schnell bereit, sich fotografieren zu lassen. Sie wollen sich zeigen, wie sie sind, ungeschminkt, wahrhaftig. Das Projekt konfrontiert Kreidler mit Hoffnungen und Verwerfungen. Mit manchen Modellen hält er monatelang Kontakt, erlebt mit, wie sie fliehen müssen. In großformatigen, gerahmten Abzügen präsentiert Kreidler nun erstmals Ergebnisse seiner Recherche. Diese dauert währenddessen an.

Seine Kontakte zu den Menschen im Land ziehen weitere Kreise, er begegnet Bloggern - vielleicht wird er auch sie fotografieren. Denn Tinder, so Kreidler, ist genauso wie Instagram und andere soziale Apps nicht länger nur eine Plattform zur Selbstdarstellung, sondern zu einem wichtigen Kommunikationsmedium in der Ukraine geworden.

Diese prozessorientierte Offenheit entspricht Volker Kreidlers Arbeitsweise. Kreidler reist durch Ost- und Mitteleuropa und dokumentiert dabei Transformationsprozesse, Verflechtungen und Interdependenzen des geschichtsträchtigen und doch fragilen Kontinents anhand von sich verändernden Orten und Begegnungen mit Menschen.

Abgerundet wird das Programm der Ausstellung durch Performances der Berliner Tanzkompanie STEVE, ihr Thema ist “The Impact of Social Media”. Dabei untersuchen sie die Auswirkung der sozialen, digitalen Informationsflut auf die körperliche und geistige Verfassung und auf die realen sozialen Beziehungen. Dazu treten die Tänzerinnen bewusst aus dem Theaterraum und suchen ihr Publikum in anderen öffentlichen Kontexten.
Zusätzliche Informationen
Ausstellungseröffnung & Performance: 16.03.23 um 18.30 Uhr

Öffnungszeiten: 17.03.- 02.04.23
Mittwoch bis Samstag, 15.00 bis 18.00 Uhr
Artist Talk: 01.04.2023, 18 Uhr


Interaktive Tanzinstallation: 01.04.2023, in 2 Runden, Dauer 1 Runde ca. 20-30 min, 15.00-16.00 Uhr und von 16.30-17.30 Uhr



Termine
März 2023
MoDiMiDoFrSaSo
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31