SchlagLicht, die zweite Ausstellung, die 2023 in der
Stiftung Kunstforum Berliner Volksbank gezeigt wird, eröffnet im Rahmen
der Berlin Art Week und entstand in Zusammenarbeit mit der Kunststiftung
DZ BANK.
Stiftung Kunstforum Berliner Volksbank gezeigt wird, eröffnet im Rahmen
der Berlin Art Week und entstand in Zusammenarbeit mit der Kunststiftung
DZ BANK.
Malerei, Skulptur und Grafik aus der Kunstsammlung der
Berliner Volksbank treten hier in einen Dialog mit fotografischen
Kunstwerken aus der Sammlung der DZ BANK.
Die Zusammenstellung
veranschaulicht, wie Künstler:innen die unterschiedlichen Gattungen
kombinieren und durch den offenen, experimentellen Umgang mit Material
zu neuen künstlerischen Ausdrucksformen finden. In den Themenfeldern
Portrait, Körper und Figur, Stadtbild und Abstraktion nimmt die
Ausstellung verschiedene Facetten des Menschseins in den Blick und lädt
dazu ein, etablierte Denkstrukturen zu durchbrechen, um zu neuen
Sichtweisen zu gelangen.
Dabei spielen die jeweiligen Schwerpunkte der beiden Kunstsammlungen
eine entscheidende Rolle: Die 1985 gegründete Kunstsammlung der Berliner
Volksbank stand von Anfang an unter dem Motto „Bilder vom Menschen“ und
konzentriert sich heute vorwiegend auf figürliche Kunst der 1980er und
1990er Jahre aus Berlin und Ostdeutschland. Ihre rund 1.500 Werke von
rund 160 Künstler:innen – Gemälde, Skulpturen, Arbeiten auf Papier und
Druckgrafiken – beleuchten eine entscheidende Phase des Auf- und
Umbruchs in der deutsch-deutschen Geschichte.
Die in der amerikanischen
Konzeptkunst fußende, über 10.000 Werke von nahezu 1.100 internationalen
Künstler:innen umfassende Sammlung der DZ BANK fokussiert insbesondere
fotografische Ausdrucksformen. Sie versteht sich als Spiegel der
fotografischen Kunstproduktion nach 1945 und feiert in diesem Jahr ihr
30-jähriges Bestehen.
Aus diesen beiden prägnanten Profilen ergibt sich
in der Ausstellung ein inspirierendes Spannungsfeld, in dem Fragen der Gegenwart ins SchlagLicht geraten.
So regen beispielsweise die beiden Titelwerke von Loredana Nemes und
Clemens Gröszer sowie die Arbeiten von Andrzej Steinbach nicht nur zu
einer kritischen Befragung des Genres Portrait an. Sie laden auch dazu
ein, sich automatisierte, zuweilen unbewusste Mechanismen bewusst zu
machen, die unsere soziale Interaktion prägen.
Um die Bedingungen des Menschseins geht es in den Arbeiten von Horst
Antes, René Graetz, Sven Johne, Via Lewandowsky und Lilly Lulay. Sie
untersuchen, wie der Mensch innerhalb vielschichtiger gesellschaftlicher
Gefüge zu seinem Selbst findet, wie er sich also trotz bestehender
politischer, sozialer und persönlicher Einschränkungen und
Voraussetzungen als Individuum definieren kann.
Arbeiten wie jene von Wolfgang Tillmans, Rainer Fetting, Nan Goldin,
Angela Hampel und VALIE EXPORT/Peter Weibel bringen festgeschriebene
Rollenbilder zum Wanken, artikulieren (queeres) Selbstverständnis und
fordern Sichtbarkeit ein, wo zuvor keine solche gegeben war.
Im zweiten Teil der Ausstellung, die im ersten Obergeschoss zu sehen
ist, steht die vom Menschen geschaffene urbane Umgebung im Fokus. Hier
resonieren Frank Darius’ malerisch anmutende Fotografien mit Silke
Miches Malerei, die auf den ersten Blick auch eine digital bearbeitete
Fotografie sein könnte – sie beide richten das Augenmerk auf alltägliche
Aspekte unserer Lebenswelt und unterziehen die urbane Landschaft einer
ästhetischen Prüfung.
Der Mensch und seine Bewegung innerhalb eines von ihm geschaffenen
Umfelds ist auch der Schwerpunkt in Beate Gütschows digital erstellten
„dreidimensionalen Fotografien“, wie sie ihre Arbeiten nennt, sowie in
Wolfgang Lebers Gemälde, in dem sich eine Figur inmitten architektonisch
angeordneter Formen abzeichnet. Und obschon Konrad Knebels graue
Häuserfronten oder Michael Schmidts dokumentarische Berlin Stadtbilder menschenleere Stadtlandschaften zeigen, findet sich auch hier die
subtile Auseinandersetzung des Verhältnisses zwischen Mensch und Stadt
wieder.
Stefanie Seuferts aus Fotogrammen gefalteten Towers nehmen
Bezug auf Ideen der ungegenständlichen Malerei, wie sie beispielsweise
auf der Leinwand Reinhardt Grimms umgesetzt sind, und übersetzen dabei
das fotografische Material in die dritte Dimension.
Die Ausstellung zeigt 90 Arbeiten von 39 Künstler:innen: Horst Antes
(* 1936), Alexandra Baumgartner, Manfred Butzmann (* 1942), Frank Darius
(* 1963), Christa Dichgans (1940-2018), Rainer Fetting (* 1949), Arno
Fischer (1927-2011), Günther Förg (1952-2013), Nan Goldin (* 1953), René
Graetz (1908-1974), Reinhardt Grimm (* 1958), Clemens Gröszer
(1951-2014), Beate Gütschow (* 1970), Richard Hamilton (1922-2011),
Angela Hampel (* 1956), Richard Heß (1937-2017), Sven Johne (* 1976),
Veronika Kellndorfer (* 1962), Konrad Knebel (* 1932), Hans Laabs
(1915-2004), Wolfgang Leber (* 1936), Via Lewandowsky (* 1963), Rolf
Lindemann (1933-2017), Lilly Lulay (* 1985), Silke Miche (* 1970), Herta
Müller (* 1955), Loredana Nemes (* 1972), Christina Renker (* 1941),
Adrian Sauer (* 1976), Michael Schmidt (1945-2014), Stefanie Seufert (*
1969), Hans Martin Sewcz (* 1955), Maria Sewcz (* 1960), Andrzej
Steinbach (* 1983), Christian Thoelke (* 1973), Wolfgang Tillmans (*
1968), Ulay (1943-2020), VALIE EXPORT (* 1940) und Peter Weibel
(1944-2023).