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Antikes Foto Bebelplatz und Staatsbibliothek
Bild vom Bebelplatz schwarz weiß © iStock.com, Foto: ilbusca

Nationalsozialismus und II. Weltkrieg

Die NS-Regierung von 1933 - 1945 und der Zweite Weltkrieg

Machtergreifung

Der „Tag der Machtübernahme“ am 30. Januar 1933 feierten die Nationalsozialisten mit Fackelzügen durch das Brandenburger Tor. Schon kurz darauf begann sie mit der Verfolgung ihrer politischen Gegner und der Errichtung der ersten Konzentrationslager. Etwa 3.000 Gefangene, vorwiegend politisch linke Vertreter der Weimarer Republik, Intellektuelle und Künstler, wurden im KZ Oranienburg bis zu dessen Auflösung 1934 inhaftiert, verhört, gefoltert und zu Arbeitsdiensten gezwungen. Die nach dem Reichstagsbrand von Hindenburg unterzeichnete Notverordnung hob die verfassungsmäßigen Grundrechte der persönlichen Freiheit, der Meinungs-, Vereins- und Versammlungsfreiheit auf. Hermann Göring (NSDAP) sorgte als Leiter des „Reichskommissariats für das preußische Innenministerium“ für die faktische Entmachtung des Berliner Oberbürgermeisters Heinrich Sahm, indem er ihm am 15. März 1933 einen „Staatskommissar für die Hauptstadt Berlin“ zur Seite stellte. Die Verabschiedung des „Ermächtigungsgesetzes“ am 23. März 1933 durch den Reichstag ebnete endgültig den Weg für die Diktatur der Nationalsozialisten. Am 1. April tagte die Stadtverordnetenversammlung ohne die 44 Vertreter der Kommunisten – ihre Mandate waren per Verfügung gestrichen worden. Am selben Tag begannen erstmalig von der NSDAP organisierte Boykotte jüdischer Geschäfte, Cafés, Anwaltskanzleien und Arztpraxen. Das Hauptgebäude der Berliner Universität, die Staatsbibliothek, Institute und Kliniken wurden von SA-Abteilungen besetzt.

Bücherverbrennung und Gleichschaltung

Am 10. Mai verbrannten ein „Kampfausschuß wider den undeutschen Geist“ und Studenten aus Leihbüchereien entfernte Bücher auf dem Platz vor der Alten Bibliothek (heutiger Bebelplatz). 1934 wurde die Berliner Verwaltung gleichgeschaltet“, d. h. sämtliche gewählten Gremien entsprechend des „Gesetzes über die Verfassung der Hauptstadt Berlin“ (15. Juli) aufgelöst und die Reichs- und Landeshauptstadt nun „selbständig nach dem Führerprinzip verwaltet“. Der Todestag des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg am 02. August 1934 machte Adolf Hitler per unmittelbar erlassenem Gesetz als „Führer und Reichskanzler“ zum „Obersten Befehlshaber“ über die Wehrmacht.

Olympische Spiele 1936

Während der Olympischen Sommerspiele vom 1. bis 16. August 1936 wurden alle Anzeichen von Antisemitismus in Berlin vermieden. Die deutsche Bevölkerung war aufgerufen worden, sich gegenüber ausländischen Gästen zuvorkommend und höflich zu verhalten. Theodor Lewald durfte als „Halbjude“ Präsident des Organisationskomitees werden und die fechtende „Halbjüdin“ Helene Mayer sowie der kommunistische Ringer durften an den Spielen teilnehmen. Unbemerkt von der Weltöffentlichkeit errichteten die Nationalsozialisten in Berlin-Marzahn ein Zwangslager für Roma und Sinti sowie das Konzentrationslager Sachsenhausen in Oranienburg.

700-Jahr-Feiern Berlin

Den 700. Stadtgeburtstag Berlins nutzten die Machthaber, um „die Geschichte der Stadt in die nationalsozialistische Weltsicht zu pressen“*. Joseph Goebbels, Berliner Gauleiter und Propagandaminister, eröffnete eine Freigeländeschau zur Geschichte Berlins am Funkturm, die Bevölkerung wurde in ihren Bezirken mit Volks- und Sportfesten unterhalten (u. v. a. „Stralauer Fischzug“, historisches Reiterfest in Zehlendorf). Das Festspiel „Berlin in sieben Jahrhunderten deutscher Geschichte“ im Olympiastadion und ein Feuerwerk auf dem Königsplatz bildeten den Abschluss der Feierlichkeiten.

Reichsprogromnacht

Der von den Nationalsozialisten immer offener gepflegte Antisemitismus mündete in die Reichspogromnacht vom 09. November 1938. Das Attentat eines polnischen Juden Herschel Grynszpan auf einen deutschen Botschaftsmitarbeiter in Paris als Anlass für die Zerstörung von jüdischen Warenhäusern und Geschäften, Wohnungen und Synagogen in Berlin sowie ganz Deutschland (im annektierten Österreich ab dem 10. November). SA und SS brannten elf der vierzehn Berliner Synagogen komplett nieder und beschädigten die drei anderen schwer. Über 1.000 verhaftete Juden deportierten sie in das Konzentrationslager Sachsenhausen (Oranienburg).

Zweiter Weltkrieg

Im Gegensatz zum I. erreichte der II. Weltkrieg Berlin mit voller Wucht. Bis zur Kapitulation des III. Reiches am 8./9. Mai 1945 warfen die Alliierten 450.000 Tonnen Bomben über Berlin ab, wodurch ca. 20.000 Berliner starben und über 1,5 Millionen obdachlos wurden. Als Antwort auf deutsche Niederlagen an allen Fronten rief Reichpropagandaminister Goebbels am 18. Februar 1943 die Deutschen im Berliner Sportpalast zum „Totalen Krieg“ auf. Im April 1945 bestritten stark dezimierte deutsche Kampfverbände sowie der aus Jugendlichen und alten Männern gebildete „Volkssturm“ in der einmonatigen „Schlacht um Berlin“ (April 1945) einen aussichtslosen Häuserkampf gegen die Rote Armee und die Kapitulation. Am Ende des Krieges war die Hälfte der innerstädtischen Gebäude zerstört worden und die Bevölkerung von 4,3 auf 2,8 Millionen Menschen zurückgegangen.

Wannsee-Konferenz

Die am 20. Januar 1942 in einer SS-Villa am Berliner Wannsee zusammengekommene Konferenz hochrangiger Nationalsozialisten sollte eine „Endlösung der Judenfrage“ organisieren und koordinieren. Die Vertreter von Reichsbehörden und Parteidienststellen stimmten untereinander den zeitlichen und logistischen Ablauf für die Deportation der europäischen Juden in die besetzten Gebiete Osteuropas ab. An ihre dortige gezielte Vernichtung erinnert heute das „Haus der Wannsee-Konferenz“ als Gedenkstätte für den Holocaust.

Hitlerattentat

Ein als Operation „Walküre“ geplanter Putsch der Wehmacht scheitert durch das am 20. Juli 1944 misslungene Sprengstoffattentat auf Hitler. Oberst Graf von Stauffenberg und seine engsten Mitverschwörer wurden im Bendlerblock (heutige Gedenkstätte Deutscher Widerstand in der Stauffenbergstraße) noch am gleichen Abend erschossen. Die anschließende Welle von Verhaftungen, Schauprozessen und Exekutionen kostete ca. zweihundert am Staatsstreich beteiligte Personen das Leben. Die Hinrichtung der vom Volksgerichtshof zum Tode Verurteilten fand im Strafgefängnis Plötzensee, der heutigen Gedenkstätte Plötzensee (Teil der Gedenkstätte Deutscher Widerstand), statt.

Kapitulation

In der „Schlacht um Berlin“ nahmen sowjetische und polnische Truppen ab dem 21. April 1945 das von ihnen belagerte Berlin ein. Hitler beging am 30. April im Führerbunker. Goebbels folgte ihm einen Tag später an gleicher Stelle in den Tod, nachdem er als Reichskanzler vergeblich versucht hatte, Stalin zu einem Waffenstillstand zu bewegen. Am 1. Mai 1945 hatten die Belagerer den Kampf in Berlin gewonnen. Eine Woche später unterzeichnete Wilhelm Keitel als Chef des Oberkommandos der Wehrmacht im sowjetischen Hauptquartier in Berlin-Karlshorst die Kapitulation aller deutschen Streitkräfte.

Hier finden Sie historische Orte im heutigen Berlin: