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MUSIKTHEATER ÜBER KINDHEIT FÜR ERWACHSENE

Was ist Kindheit? Wie viel davon ist retrospektive Verklärung und wie viel davon Wunschdenken? »…und weiße Lakritze aus Lammfell« findet darauf vielfältige Antworten. Manche davon sind dem Stück von Erwachsenen eingeschrieben worden, andere führen die Kinder vor Augen.


Das Musiktheaterstück »…und weiße Lakritze aus Lammfell« von Regisseurin Ulrike Ruf thematisiert auf mehreren Ebenen die komplexen Projektionsflächen und Dynamiken im Umgang mit der Kindheit als Lebensabschnitt.

Basierend auf dem Gedichtzyklus »Zippelonika« der Berliner Lyrikerin Ulrike Almut Sandig, mit Musik nach Iris ter Schiphorst, gespielt und gesungen vom Berliner Mädchenchor (Leitung: Juliane Roever) reflektiert das Stück Fragen von Eigenständigkeit und Fremdbestimmtheit im Kindesalter.

Wie keine andere Lebensphase ist die Kindheit Projektionsfläche derer, die ihr entwachsen sind. Sie wird oft als unbeschwerte Zeit beschrieben, geprägt von der Freiheit zu spielen und wohlbehütet die Welt zu entdecken. Noch weit entfernt von den Verantwortungen des Erwachsenenalters wird sie paradiesisch verklärt. Kinder sind unschuldig, weil immer Schutzbefohlene. Kinder sind »süß«, »anstrengend« oder »laut«, aber auch Opfer und Leidtragende – von politischen oder persönlichen Konflikten unter Erwachsenen.

»... und weiße Lakritze aus Lammfell« stellt sich in die Tradition der Bühnenstücke mit Kindern für Erwachsene. Sobald Kinder auf der Bühne als Akteur:innen auftauchen, geschieht dies vor dem Hintergrund einer langen Kulturgeschichte der Darstellung von Kindheit und deren Diskrepanz zur (kindlichen) Wirklichkeit.

Der Berliner Mädchenchor (Leitung: Juliane Roever) nimmt im Stück die Rolle von Akteur und Zuschreibungsobjekt gleichermaßen ein. Ein Tableau aus Kindheitsszenen irgendwo zwischen traumhafter Verklärung und abgründiger Realität bildet den roten Faden für das abendfüllende Musiktheater. Die Geschichte handelt von Lamas, Pixis, Zippelonikas und weiteren Figuren, die uns seltsam bekannt erscheinen. Alles ist veränderlich, nimmt immer wieder andere Beziehungen zueinander ein und ist doch in jedem Moment wahrhaftig.

Im Bühnenbild von Sabine Hilscher und in der Choreografie von Gabriel Galindez Cruz durchläuft der Berliner Mädchenchor als kollektiver Körper mehrere Stationen einer fiktiven Kindheit. Sound und Video definieren den Kirchenraum als von Erwachsenen gesetzten Rahmen. Die Szenen sind bewusst traumhaft, vage und von einem unbändigen Spieltrieb bestimmt, inspiriert von Abzählreimen und Klatschspielen, wie sie auf Schulhöfen und Spielplätzen zu hören sind. Gleichzeitig bleibt die von diffuser Gewalterfahrung geprägte Realität im Spiel spürbar präsent.