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Sowohl europaweit als auch global zeichne sich der Trend ab, dass bestimmte politische Kräfte immer ähnlichere Strategien und Slogans verwendeten: nach der Abtreibung würde der Kampf gegen die „globalistische“ Elite und den „Woke-Wahnsinn“ ausgerufen, und im Namen einer „souveränistischen“ Seite für die angeblichen Werte der Familie, Christentum und Heterosexualität verteidigt.



Die Art und Weise, wie „die Migrantenhorde“, Georg Soros, die Jüd:innen und Muslim:innen, die Queeren und nicht als „einheimisch“ gelesenen Personen zum Feindbild gemacht würden, zeige eine gewisse Ähnlichkeit in verschiedenen Ländern und in verschiedenen Seiten des politischen Spektrums auf. Man könne denken, dass es ausschließlich um die Übernahme von Slogans gehe, die dazu diene, die benachteiligten Bevölkerungsgruppen gegen eine angebliche städtische Elite aufzuhetzen.

Tatsächlich zeige sich jedoch ein neuer Umgang mit Macht, mit Erkenntnis sowie politischer und wissenschaftlicher Autorität. Durch eine bewusste Anwendung Gramscis Theorie der kulturellen Hegemonie werde versucht, die Autorität jedweder Art politikunabhängiger Expertise zu untergraben, sei sie eine akademisch gebilligte oder eine durch gesellschaftliche Anerkennung entstandene. Die Expertisen, deren Billigung nicht von der Gunst der Politik abhingen , würden als Bedrohung wahrgenommen, da sie Identifikationsmuster vermitteln und Erkenntnisse ermöglichen würden, die ein gewisses Widerstandspotential gegen politische Narrative hätten.


Die Versuche, diese Autoritäten zu unterminieren sollten nicht als bloße Hetze verstanden werden. Vielmehr drückten sie den politischen Anspruch aus, die Gesellschaft, die Kultur und die Sprache so zu gestalten, dass Gedanken mit Widerstandspotenzial nicht einmal gedacht werden könnten.


Solche Versuche würden sie auch bei verschiedenen politischen Akteuren* in Deutschland wahrnehmen, sei es durch den Widerstand gegen die Finanzierung öffentlich-rechtlicher Medien oder künstlerischen Institutionen, durch die Polarisierung der Meinungen zu angeblich umstrittenen Themen, oder durch die Umdeutung von politischen Begriffen, wie Freiheit, Frieden, oder „das“ Volk. Diese Versuche ähneln dem ungarischen Regime nicht zufällig, sondern folgen einer Strategie, die durch die ungarische Erfahrung geprägt ist.

In dieser Veranstaltungsreihe werden Wissenschaftler:innen, Künstler:innen, Aktivist:innen und Journalist:innen zu sprechen kommen, die mit der Situation in Ungarn aus der eigenen Erfahrung vertraut sind.

Sie sprechen mit Oliver Toth, eines spinozistischen Philosophen, der sich intensiv mit Fragen der Erkenntnis, Autorität, und Macht bei und mit Spinoza beschäftigt. Ziel sei, durch ihre Berichte und Erkenntnisse eine Perspektive auf deutsche politische Ereignisse zu gewinnen.


Jedes Gespräch gliedert sich in drei Abschnitte: In den ersten 30 Minuten werden die wichtigsten Eckdaten und zentralen Begriffe vorgestellt. Anschließend folgt eine 60-minütige vertiefte Diskussion mit den eingeladenen Expert:innen. Nach einer kurzen Pause wird die Runde für eine offene Diskussion mit dem Publikum geöffnet.

In englischer und deutscher Sprache. (Termin 7.02. in ausschließlich dt. Sprache)


Termine, Sprecher:innen und Themen:

  • 07.02 – Dr. Melani Barlai – Auftakt, das politische System Ungarns
  • 15.0 – Emese Orosz  – Segregation in der Bildung
  • 28.02 – Anna Zilahi – Umweltschutz, Liebe und Fürsorge: die Möglichkeiten individuellen Widerstandes
  • 21.03 – Tamás Fábián – Strategien für unabhängige Berichterstattung

Zusätzliche Informationen
Diese Veranstaltungsreihe wird ermöglicht durch Vierte Welt und Its's the real think Studios - Boris Nikitin.

Vierte Welt
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