Mit DON CARLO hat Verdi eine seiner großen politischen Opern erschaffen. Doch zugleich hat er in der Adaption des schillerschen Freiheitsdramas den Akzent stärker auf das individuelle Schicksal der handelnden Personen gelegt, auf ihr Lieben, ihre Leidenschaften, auf Freundschaft, Begehren und Enttäuschung. Die strenge Inszenierung Marco Arturo Marellis vertieft diese Konflikte noch in ihrer bildmächtigen, an das Escorial gemahnenden Bühnenbildarchitektur …
- Dirigent: Sir Donald Runnicles
- Regie: Marco Arturo Marelli
Mit
Alex Esposito, Jonathan Tetelman, Gihoon Kim, Patrick Guetti, Federica Lombardi, Irene Roberts u. a.
Zum Stück
Man weiß, dass Giuseppe Verdi sich als kritischer Geist nicht nur mit den Zeitläuften seiner Epoche herumgeplagt hat, sondern sehr wohl auch dem eigenen Schaffen mit stetig überarbeitungsbereiter Skepsis begegnet ist.
Keine andere seiner Opern hat er so häufig redigiert, gekürzt, umgestellt und neugefasst wie ausgerechnet diejenige, die durch ihr engmaschiges Gewirk aus politischen, religiösen und gesellschaftlichen Zwängen am ehesten an die Unausweichlichkeiten des griechischen Dramas heranreicht und damit seine düsterste geworden ist: DON CARLO.
Fast zwanzig Jahre liegen zwischen dem Kompositionsbeginn 1865 und der Mailänder Aufführung jener vieraktigen Fassung, die heute die meistgespielte ist.
Verdi plagte sich dabei nicht nur mit den beiden Sprachen und ihren so verschiedenen Ausdrucksgestus, sondern versuchte auch immer wieder durch Kürzungen und Umstellungen zum optimalen Ergebnis zu gelangen. So bringt es die Schillers Drama in weiten Teilen getreue Oper auf nicht weniger als sieben Versionen.
Das Licht der Vernunft freilich sieht man in keiner aufscheinen. Gefangene ihrer Zwänge, Gefangene in selbstangelegten Zügeln, Gefangene aber vor allen Dingen einer stets tödlich drohenden geistlichen Macht, der selbst die weltliche Herrschaft nicht gewachsen ist – die Ausweglosigkeit menschlicher Verstrickungen in diesem Netzwerk des Terrors bringt Verdi elementar auf den Punkt: Freiheit verspricht allenfalls der Tod.
Zur Inszenierung
Marco Arturo Marelli bringt Verdis epischen Opernklassiker bildgewaltig auf die Bühne.
Dabei wird der Kampf um Freiheit und Unabhängigkeit unter der Herrschaft des absolutistischen Königs Philipps II. als zentrales Thema herausgearbeitet. Stets präsent verbirgt sich hinter allem die unerschütterliche Macht der Kirche, die in die Grundfesten dieser Gesellschaft eingemeißelt ist. In Verkörperung der Inquisition macht sie mit allem kurzen Prozess, das ihr gefährlich werden könnte, indem es die bestehenden Verhältnisse ins Wanken zu bringen versucht.
- 3 Stunden 30 Minuten / Eine Pause
Zusätzliche Informationen
In italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
- Giuseppe Verdi (1813 – 1901)
- Oper in vier Akten
- Libretto von Joseph Méry und Camille du Locle nach Friedrich Schillers Tragödie
- Uraufführung der italienischen Fassung von Achille de Lauzières am 10. Januar 1884 in Mailand
- Premiere an der Deutschen Oper Berlin am 23. Oktober 2011
Mit Unterstützung des Förderkreises der Deutschen Oper Berlin e. V.
Einführung: 45 Minuten vor Vorstellungsbeginn im Rang-Foyer rechts
Teilnehmende Künstler
Sir Donald Runnicles (Musikalische Leitung)
Marco Arturo Marelli (Inszenierung, Bühne, Licht)
Dagmar Niefind (Kostüme)
Jeremy Bines (Chöre)
Alex Esposito (Philipp II.)
Jonathan Tetelman (Don Carlo)
Gihoon Kim (Rodrigo, Marquis von Posa)
Kangyoon Shine Lee (Graf von Lerma / Herold)
Patrick Guetti (Der Großinquisitor)
Gerard Farreras (Ein Mönch)
Federica Lombardi (Elisabeth von Valois)
Irene Roberts (Prinzessin Eboli)
Maria Vasilevskaya (Tebaldo)
Lilit Davtyan (Stimme von oben)
Stephen Marsh (1. Flandrischer Deputierter)
Gerard Farreras (2. Flandrischer Deputierter)
Joel Allison (3. Flandrischer Deputierter)
Michael Bachtadze (4. Flandrischer Deputierter)
Jared Werlein (5. Flandrischer Deputierter)
Geon Kim (6. Flandrischer Deputierter)
Chor der Deutschen Oper Berlin (Chöre)
Orchester der Deutschen Oper Berlin (Orchester)
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