Der Blick in den Himmel hat die Menschheit seit jeher fasziniert.
Sonne, Mond und Sterne sowie die verschiedenen Wetterphänomene wie Wolken, Donner, Blitz und Regenbogen haben im Laufe der Zeit zahllose Zuschreibungen und Interpretationen erfahren.
Himmelskörper und Wolken wurden als Sitz guter oder böser Mächte aufgefasst, die für noch unverstandene irdische Phänomene verantwortlich gemacht wurden. Mit der Entwicklung der Wissenschaften ging es dann mehr und mehr darum, den Himmel zu erforschen, zu verstehen, zu beherrschen und schließlich bis weit ins Weltall hinein zu erobern.
Auch wenn der Himmel auf diese Weise weitgehend entzaubert wurde, gelten die Wolken bis heute als interessantes Naturschauspiel. Sie werden nach wie vor als ästhetische Phänomene wahrgenommen, bieten ähnlich wie die Kunst Anlass zu vielfältigen Deutungen und affektieren uns auf unterschiedlichste Weise. In ihrer Wechselhaftigkeit und Unbestimmtheit zeigen sie sich seit unvordenklichen Zeiten eher als Prozesse denn als Dinge und wurden so zu universell gültigen Sinnbildern der Flüchtigkeit und des ewigen Werdens und Vergehens, viel radikaler noch als das Meer mit seinem unaufhörlichen Wellenschlag und den Gezeiten.
Die Fotografie ist wie keine andere Kunst geeignet, die Schönheit dieses Flüchtigen, Ephemeren festzuhalten, aber dennoch geht es mir um etwas anderes. Meine Wolkenfotos sind eher „Phantom-Bilder“ (Hervé Guibert), bei denen das eigentlich Interessante außerhalb des Bildfeldes liegt und von der Fotografie unmöglich erfasst werden kann. Sie sind weniger Darstellungen der Wolken selbst als Erinnerungen an den kontemplativen Zustand des In-den-Himmel-Schauens. Dabei geht es nicht um den persönlichen sentimentalen Blick, sondern die Haltung, die Theodor W. Adorno in seiner Minima Moralia als utopische Alternative zu dem expansiven, fortschrittsgläubigen Aktivismus, der die Menschheit „unter irrem Zwang auf fremde Sterne einstürmen“ lässt, beschrieben hat: „Rien faire comme une bête, auf dem Wasser liegen und friedlich in den Himmel schauen, sein, sonst nichts, ohne alle weitere Bestimmung und Erfüllung könnte an Stelle von Prozeß, Tun, Erfüllen treten ...“
Zusätzliche Informationen
Teilnehmende Künstler
Sylvia Zirden