50 Jahre Sonntags-Club
Zum 50. Geburtstag des Sonntags-Club beleuchtet die Ausstellung die kämpferische und bewegte Geschichte eine der wichtigsten und integrativsten queeren Institutionen Berlins. Über 20 Gruppen kommen dort zusammen und tauschen sich aus, es gibt Beratung, Kultur, Tanz und Aktionen, an sieben Tagen in der Woche. Die Ausstellung wird in zwei Orten gezeigt: im Sonntags-Club selbst und im Schwulen Museum.
Ein Weg durch fünf Jahrzehnte und zwei Gesellschaftssysteme. Ein Kampf um Anerkennung als Initiative, Verein und Club. Eine jahrzehntelange, schließlich erfolgreiche Suche nach einem festen Ort, der Geborgenheit, Austausch, Spaß und Aktionsräume bietet.
Frühe Aktionen von trans*, inter*, bisexuellen und nicht-binären Menschen, lange bevor sie selbstverständlicher Teil der deutschen LGBTIQA*-Bewegung waren. Die Diversität der Mitglieder und Gäste, aber auch die Konflikte und Aushandlungsprozesse, die beispielhaft für Entwicklungen in Community und Gesellschaft stehen. All das wird in dieser Ausstellung sichtbar.
Der Sonntags-Club kann sich feiern lassen!
1973 entstand vor dem Fernseher in einem Ostberliner Wohnzimmer die Entscheidung für eine „Homosexuelle Interessensgemeinschaft Berlin“ (HIB). Es lief „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt“ von Rosa von Praunheim und Martin Dannecker. Wie an vielen anderen Orten in Deutschland entstand aus der darin eingeforderten Selbstreflexion der Wunsch nach Austausch und Aktion. Doch es war schwierig das in die Tat umzusetzen.
In der DDR waren politische Organisationen außerhalb der staatlichen Strukturen waren verboten, Zusammenkünfte wurden überwacht. Die HIB traf sich in privaten Wohnräumen, später im Keller des von Charlotte von Mahlsdorf betriebenen Gründerzeitmuseums. Die Zulassung als Verein wurde bis zur Wende verweigert, unter dem unverfänglichen Namen „Sonntags im Club“ fanden HIB-Veranstaltungen an unterschiedlichen Orten statt.1990 fand der Sonntags-Club endlich eine offizielle Struktur als eingetragener Verein, öffentliche Unterstützung – und Räumlichkeiten, die schon bald zu klein für die Anliegen und die Mitglieder wurden.
Zunächst in der Rhinower Straße, ab 1999 in der Greifenhagener Straße angelangt, wurde der Sonntags-Club zu der wichtigen Institution für unterschiedlichste Gruppen der LGBTIQA*-Szene, als die man ihn heute kennt.
1988 gründete sich zum Beispiel eine Interessengruppe Bisexueller im Sonntags-Club und schon Anfang der 1990er gab es mit „KOMM TV/TS“ eine Anlaufstelle für trans* Personen, beteiligte sich der Sonntags-Club bei der Organisation des Berliner CSDs und kämpfte gegen die Übernahme des §175 in das ehemalige DDR-Gebiet.
Der HIB entwarf drei Prinzipien, die der Sonntags-Club bis heute treu geblieben ist:
- Erstens: die Gruppe wird Familie für ihre Mitglieder und Freunde, ist Ort der Geborgenheit und Partnerschaftsgestaltung.
- Zweitens: die Gruppe leistet in der Community Beratung und Information, Solidarität und Lebenshilfe, Freizeitgestaltung, politische und kulturelle Arbeit.
- Drittens: die Gruppe arbeitet in die heteronormative Öffentlichkeit, übernimmt Interessenvertretung gegenüber Behörden, Medien, Fachleuten, Organisationen, befördert Aufklärung und Bildung.
In Zeiten, in denen sich auch die Community auseinanderbewegt und sich von verschiedenen Interessen und Stimmen polarisieren lässt, ist der Sonntags-Clubs ein Ort geblieben, an dem sich Menschen unterschiedlichster Herkunft, aller Altersgruppen, mit den verschiedensten Erfahrungen und im ständigen – auch kontroversen – Austausch miteinander wohlfühlen.
Worauf man sich einigt, das sind die anderen drei Prinzipien des Sonntags-Clubs seit 50 Jahren: lieben, kämpfen, tanzen!
Zusätzliche Informationen
Öffnungszeiten:
Montag, Mittwoch, Freitag: 12–18 Uhr
Donnerstag: 12–20 Uhr
Samstag: 14–19 Uhr
Sonntag:14–18 Uhr
Dienstag: Ruhetag
Informationen zur Barrierefreiheit
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