Im Mittelpunkt dieser Sonderausstellung stehen zwei beeindruckende Gipsmodelle der Quadriga vom Brandenburger Tor, die in den Jahren 1957/58 gefertigt wurden. Diese Modelle, die von der Gipsformerei funktional restauriert wurden, repräsentieren die einzigartigen Zeugnisse über die ursprüngliche Quadriga von Johann Gottfried Schadow, die in den Jahren 1945/50 zerstört wurde.
Diese Gipsmodelle enthüllen Spuren, die in der aktuellen Nachbildung der Quadriga nicht mehr vorhanden sind. Sie dokumentieren die bewegte Geschichte des Originals von 1793. Die Ausstellung präsentiert darüber hinaus weitere herausragende Exponate, wie Überreste der 1942 erstellten Schutzabformung sowie zahlreiche Bilder, Fotografien und Filmaufnahmen. Diese Gipsmodelle werden in eine reich bebilderte Zeitreise durch die letzten 235 Jahre eingebettet. Die Ausstellung spannt den Bogen von der Entstehung der Quadriga über ihre Zerstörung und Neuschaffung bis in die Gegenwart.
Die Gipsmodelle der Quadriga vom Brandenburger Tor wurden von 2020 bis 2022 in einer Schau-Werkstatt im Mauer-Mahnmal des Bundestages zusammengeführt, dokumentiert und restauriert. Dieses gemeinsame Projekt des Kunstbeirats des Deutschen Bundestages, der Gipsformerei der Staatlichen Museen zu Berlin und des Landesdenkmalamtes Berlin präsentiert nun seine Ergebnisse in dieser Sonderausstellung.
Ein umfangreicher Dokumentationsband mit dem Titel "Die Quadriga vom Brandenburger Tor. Auf der Suche nach dem Original" fasst die Beiträge der restauratorischen, denkmalpflegerischen und historischen Forschung zusammen.
Das Brandenburger Tor mit seiner Quadriga ist das berühmteste Wahrzeichen Berlins und weltweit als Symbol der deutschen Teilung und Wiedervereinigung bekannt. Allerdings handelt es sich bei der auf dem Tor stehenden Quadriga nicht um das Original von 1793, geschaffen von Johann Gottfried Schadow, dem Gründer der Berliner Bildhauerschule. Das Original wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt und 1950 zerstört. Seit 1958 steht eine Nachbildung der Quadriga auf dem Brandenburger Tor. Diese Nachbildung wurde mithilfe von Schutzabformungen aus dem Jahr 1942 geschaffen, von denen jedoch nur das Gesicht der Viktoria erhalten ist. Die Ausstellung bietet erstmals die Möglichkeit, diese wertvolle Form aus nächster Nähe zu betrachten. Die Gipsformerei fertigte ab 1957 Modelle aus den Schutzabformungen an, und die Bildgießerei Noack erstellte 1958 die Quadriga als Kupfertreibarbeit. Dieser Vorgang sowie die Herstellung der Quadriga werden anhand fotografischer und filmischer Dokumente veranschaulicht. Ebenfalls zeigen Werkstücke aus Gips, Sand, Zink und Kupfer, wie kunsthandwerklich anspruchsvoll die Reproduktion der Quadriga war. Ein eigens für die Ausstellung produzierter Dokumentarfilm illustriert diesen technisch anspruchsvollen Prozess.
Die Gipsmodelle der vier Pferde während der Restaurierung lieferten ebenfalls Überraschungen. Ein Pferd unterscheidet sich in der Ausführung deutlich von den anderen, da es schlankere Beine und eine flach anliegende Mähne aufweist. Dies lässt sich auf Reparaturen an den Pferden im Jahr 1808 in Paris zurückführen.
Die Objekte in der Ausstellung stehen in geschicktem Zusammenhang mit der komplexen Geschichte der Quadriga. Es wird auch der besonderen Bedeutung der Standarte der Viktoria im Laufe ihrer Geschichte nachgegangen, die von der Aufstellung der nachgebildeten Quadriga im September 1958 bis 1991 ohne Adler und Eisernes Kreuz zu sehen war. Acht reich bebilderte Tafeln bieten historische Hintergrundinformationen und zeigen die Quadriga in den verschiedenen Epochen, wie Preußen, Kaiserreich, Weimarer Republik, NS-Regime, deutsche Teilung, Wiedervereinigung und bis zur Gegenwart der Schau-Werkstatt. Zusätzlich kann das Attika-Relief am Brandenburger Tor "Zug des Friedens" in Originalgröße bewundert werden, in Form eines historischen, über sieben Meter langen Fotos aus dem Jahr 1926. Die ursprüngliche symbolische Bedeutung des Brandenburger Tores, entworfen von Carl Gotthard Langhans und im Jahr 1788 von Friedrich Wilhelm II. in Auftrag gegeben, wird anhand der von Schadows Werkstatt ausgearbeiteten Relieffiguren und ihrer Gegenstände anschaulich dargestellt.