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Hyperstition

Die Ausstellung untersucht den experimentellen philosophischen Begriff Hyperstition und macht ihn zum Ausgangspunkt für neue künstlerische Arbeiten junger Künstler*innen zu spekulativen Themen in Fotografie und Video.


Und was wäre, wenn es keinen Anfang gäbe? Iain Hamilton Grant

Hyperstition

Hyperstition beschreibt sinngemäß Ideen, deren Ausdruck solche Schwingungen freisetzt, dass sie sich ultimativ selbst verwirklichen, ähnlich einer selbsterfüllenden Prophezeiung. Der Begriff wurde erstmals in den 1990ern durch die interdisziplinäre Forschungsgruppe „Cybernetic Culture Research Unit“ (CCRU) in Großbritannien geprägt, deren Mitglieder ihre Erkenntnisse vor allem auf Blogs im Internet veröffentlichten.

Hyperstition ist eine Wortneuschöpfung aus den englischen Worten ‚hyper‘ und ‚superstition‘ (Aberglaube). Im Unterschied zum Aberglauben – einer Fiktion, die fiktiv bleibt – ist Hyperstition eine Fiktion, die sich selbst zur Realität macht. Ein Beispiel für Hyperstition sind virtuelle wirtschaftliche Spekulationen, die im Kapitalismus eine realitätskonstituierende Kraft geworden sind.

Fiktive Vorstellung der Zukunft zur Entschlüsselung der Gegenwart
Wir leben in einem komplexen System von Rückkopplungszyklen: Stromnetze, Logistikketten, Finanzmärkte, neo-extraktivistische Expansion etc. Konfrontiert mit Governance-Modellen, die nicht in der Lage sind, den notwendigen systemischen Wandel einzuleiten, fällt jüngeren Generationen der Gedanke an die Zukunft vielfach schwer und ist lähmend. Diese Ausstellung ist inspiriert von der Idee, dass eine fiktive Vorstellung der Zukunft womöglich eine bessere Entschlüsselung der eigenen Gegenwart bietet als die Betrachtung der Vergangenheit.

Elf Künstler:innen zeigen neun Werke, die teilweise speziell für dieses Ausstellungsvorhaben entstanden sind. Sie beschäftigen sich u. a. mit neuen und alten Gedankenspielen aus Science Fiction und Digitalität wie unserem Verhältnis zu Künstlicher Intelligenz und Computer-Simulationen oder dem Glitch als feministische digitale Utopie. Online und offline werden Orte auf verschiedenen Zeitebenen aufgesucht und wie Zeitkapseln nicht-linear miteinander verknüpft; durch Traum-Zeitreisen oder kollektive künstlerische Prozesse ersonnen. Licht spielt immer wieder eine Rolle sowohl beim Entstehen der fotografischen Werke als auch als medientheoretische Überlegung zum Verhältnis von Fotografie und Zeitlichkeit.

Inhaltlich berühren sich die individuellen Werke über gemeinsame Interessen wie das Offenlegen von Beziehungskomplexen, die Visualisierung von Algorithmen, Auseinandersetzungen mit neuen Technologien, Internet, Mystik und Alchemie. Die gezeigten Arbeiten bewegen sich zwischen prophetischer Neugierde und archivarischem Interesse am Zeitgenössischen. Nach der Erkenntnis, dass Bilder und Dokumentarisches nicht mehr die Realität zeigen, sondern vielmehr etwas, das sein könnte, geht es uns um die bedeutungsvolle Beziehung zwischen Propositionen und Dingen.

Beteiligte Künstler:innen
Ein Projekt von und mit Arwina Afsharnejad und Daria Kozlova, Felix Ansmann und Kani Lent, Max Fallmeier, Moritz Haase, Sophia Hallmann, Marie Salcedo Horn, Bailey Keogh, Victoria Martínez und Anna-Maria Podlacha.

Kuratorin
Die Ausstellung wird kuratiert von Marlena von Wedel.

Die Ausstellungsreihe „Seen By“
Seen By #19 ist Teil der Ausstellungskooperation „Seen By“ der Kunstbibliothek der Staatlichen Museen zu Berlin und der Universität der Künste Berlin im Museum für Fotografie. Sie hat zum Ziel, kuratorische und künstlerische Strategien im Umgang mit zeitgenössischer Fotografie neu zu denken.

Eine Sonderpräsentation der Kunstbibliothek – Staatliche Museen zu Berlin in Kooperation mit der Universität der Künste Berlin

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Zusätzliche Informationen
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