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SEELENMASCHE: Die Automation dringt in unsere Leiber, doch was wir daran „artifiziell“ nennen, ist schon längst im Dichten und Denken angekommen, ist eine hausgemachte Künstlichkeit. Das betrifft ursprünglich und im ausgehenden Fin de Siècle die Ästhetiken des l’art pour l’art, die philosophische Analytik, das Zurücktreten, Auseinanderlegen und symbolhafte Rekonstruieren des Phänomens. Nichts daran ist natürlich, im Gegenteil: je künstlicher, desto besser. Denn dort, wo nie etwas wachsen kann, dort steckt Wahrheit – immer-da und bar.





Heute jedoch haben wir die Schwelle von Natur und Kultur, Kunst und Künstlichkeit, Wahrem und Wahrscheinlichem übertreten (überwunden?), oder sagen wir es so: Wir leben nicht mehr in der „zweiten Natur“ (Lukacs), sondern machen uns in der dritten breit. Deshalb lohnt es, den neuesten Schwung in der Geschichte der Automatisierung – von VR bis zu den Large Language Modells – einem literarischen Selbsttest zu unterziehen.






Wir debattieren bei diesem Projekt aber nicht nur über künstliche Intelligenz. Stattdessen platzieren wir den „elephant in the room“, damit ihn alle meiden. Ziel ist es dabei, die Begriffe der Künstlichkeit und der Intelligenz neu zu hinterfragen.






WORTE Was bedeutet der Aufstieg der künstlichen Intelligenz für Literatur und Leben? Wie wirkt das Wahrscheinlichste des jeweils nächsten Wortes aufs Schaffen des ersten oder letzten?






ZUKUNFT Die Tech-Revolution, das Wohnen Online in Bits & Pieces, die Vereinzelung und Vervielfachung der Subjekte: Von welcher Zukunft kündet das alles? Schreiben wir sie mit?






MYSTERIUM Computational Creativity & Generative Literature: Ist künstliche Exzellenz jetzt schon virulenter, als wir dies für uns beanspruchen möchten? Wie über das Mysterium der menschlichen Selbstaufhebung schreiben?






GRENZE Oder bleiben die Artificial Idiots außen vor? Bleibt die heilige Grenze des Humanen, Transzendentalen und/oder Singulären vor den Toren der emerging technologies bestehen? In welches Biotop werden wir uns zurückziehen, um nicht von der generativen Macht der Vielen, die wir doch auch immer selbst sind, belangt zu werden?






GENERIK Oder reiben wir das Generische am Beliebigen, von der flaubertschen Sehnsucht getrieben, als „Idiot der Familie“ (Sartre) in der Masse der Maßlosen aufzugehen, bis wir im Spiegelgeschehen neoliberaler Beliebigkeit landen?






IDION Auf zur Ebene der „niedersten Zusammenfügung“ (Musil)! Situationen, in denen sich kein Gedanke rührt, nennen wir idiotisch, aber diese Stillstände suchen seit jeher auch die Künste. Die Unmöglichkeit, einen einzigen Gedanken zu fassen, nährt große Romane. Wollen wir Artificial Idiots (AI) werden? Das ist gottgleich: Onanie im „schwarzen Busch“ (Trakl) und dann Selbstgebären – der biblische Onan, ein Gottesbezwinger.






LESEN Und was ist schließlich mit der automatisierten Leserschaft, dem Artificial Audience (AA), das eines Tages seinen Artificial Authors (AA) Beifall spenden wird? Schon jetzt sichtet KI-gesteuerte Verlagssoftware Manuskripte. Was wird beim kulturellen Blindflug die Rolle der LiteraturpilotInnen sein? Wird die Orientierungslosigkeit zur Kunstreligion?

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