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Zoo Palast
Die Fassade des Zoo Palastes © Zoo Palast, Foto: Jan Bitter

Berliner Filmgeschichte

Als die Bilder laufen lernten ...

Berlin hat eine lange Filmgeschichte, die bis in die Anfänge der bewegten Bilder zurückreicht. Die Filmpioniere Max und Emil Skladanowsky erfanden Ende des 19. Jahrhunderts das Bioscop und führten kleine Filmszenen vor. Im Wintergarten Varieté 1885 wurden mehrere Kurzfilme, darunter das noch heute bekannte Boxende Känguru gezeigt. Es war die erste kommerzielle Filmaufführung vor einem zahlendem Publikum.

In den 1910ern und 20ern gab es bereits Filmstudios in Weißensee und Woltersdorf, darunter die Glasstudios von Joe May. In seinem Studio dreht Joe May aufwändige Geschichtsepen wie Die Herrin der Welt, Veritas Vincit oder Das indische Grabmal. Aber auch realistische Dramen wie Heimkehr und Asphalt entstanden unter seiner Regie.

Am 12. Februar 1912 fiel im Glashaus-Atelier in Babelsberg die erste Klappe zu Urban Gads Der Totentanz mit dem Stummfilmstar Asta Nielsen in der Hauptrolle. Es war der Beginn der Babelsberger Filmproduktion, die noch heute Erfolgsgeschichten schreibt. Damals gehörte das Gelände in Neubabelsberg noch der Deutschen Bioscop Filmgesellschaft. 1922 zog dann die UFA auf das Gelände, welche zuvor auf dem Gelände der heutigen UFA-Fabrik im Tempelhof ihre Filme gedreht hatte.

Unter Erich Pommer, seit 1923 Direktor der UFA, wurden zahlreiche bedeutende Spielfilme gedreht, und Babelsberg wurde zu einer internationalen Größe im Filmgeschäft.

Die 20er: Höhepunkte der Filmkunst

In den 20ern schufen in Berlin Film-Künstler wie Fritz Lang, Ernst Lubitsch, Friedrich Wilhelm Murnau, Georg Wilhelm Pabst zeitlose Klassiker . Nosferatu - Eine Sinfonie des Grauens (1922), Der letzte Mann (1924), Metropolis (1927), Die Nibelungen (1924), M - Eine Stadt sucht einen Mörder (1931), Die Büchse der Pandora (1929) faszinieren durch großartige künstlerische Leistungen noch heute das Publikum.

2010 zeigte die Berlinale in einer glanzvollen Premiere die verschollen geglaubte Urfassung von Metropolis, welche fast vollständig in einem Archiv wiedergefunden wurde. Einer der bedeutendsten Berlin-Filme der Zeit ist Berlin - Die Sinfonie einer Großstadt (1927), in dem ein Tag der Stadt collageartig dokumentiert wird. Das Alltagsleben und die Freizeitvergnügen der Berliner hält der halbdokumentarische Film Menschen am Sonntag (1930) fest, dessen authentische Bilder einen großartigen Eindruck vom Berlin jener Zeit vermitteln.

Zu den Filmen der 20er und frühen 30er, welche Berlin als Spielort thematisieren und oft sozialkritisch beleuchten, gehören Berlin Alexanderplatz mit Heinrich George (1931 von Phil Jutzi, 1979/80 von Rainer Maria Fassbinder mit Günter Lamprecht neu verfilmt), Kuhle Wampe oder wem gehört die Welt? (1932) und Mutter Krausens Fahrt ins Glück (1929) von Phil Jutzi.

Mit dem Film Der blaue Engel von Joseph von Sternheim begann 1930 die Karriere von Marlene Dietrich. Nach ihrem Umzug nach Hollywood stieg sie zum Weltstar auf. Auf dem Städtischen Friedhof in Schöneberg liegt das Grab der 1992 verstorbenen Filmdiva, deren Nachlass im Filmmuseum Berlin am Potsdamer Platz ausgestellt ist.
Film im Nationalsozialismus

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten emigrierten zahlreiche Künstler, viele von ihnen nach Frankreich und in die USA. Den meisten gelang es nicht, ihre Karriere fortzusetzen. Einige jedoch wie Ernst Lubitsch, Billy Wilder und Fritz Lang erlangten in Hollywood Weltruhm. Viele der in Deutschland gebliebenen Filmschaffenden wurden von den Nazis verfolgt. Jüdische und kritische Filmemacher und Mitarbeiter der UFA wurden entlassen, vertrieben, verfolgt, ermordet.

Die ab 1933 in Berlin gedrehten Filme waren entweder Propagandafilme, die heute noch verboten sind, oder Lustspiele, die der Ablenkung und Zerstreuung dienten. Zum 25. Jubiläum drehte die Ufa 1942 das farbenprächtige Spektakel Baron Münchhausen, dessen Drehbuch der von den Nationalsozialisten verfemte Erich Kästner unter einem Pseudonym verfasste.

Filme in der geteilten Stadt

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1947 /48 entstand mit Roberto Rossellinis Germania, anno zero ein eindringliches Dokument der zerstörten Stadt. Komödiantischer zeigte Billy Wilder in A Foreign Affair (1948) die Demokratisierungsversuche der Amerikaner nach den Krieg, wobei er Marlene Dietrich als femme fatale besetzte.

Der UFA-Konzern wurde nach Kriegsende zerschlagen, auf dem Gelände der UFA in Babelsberg entstand 1946 die DEFA (Deutsche Film AG). Einige der DEFA-Filme unterlagen Schnittauflagen , wurden verboten und erst Jahre später wieder gezeigt.
In West-Berlin produziert Atze Brauner mit der CCC in Spandau leichte Unterhaltungsfilme, aber auch anspruchsvolle Werke, die sich oftmals mit der NS-Vergangenheit auseinandersetzen.

1961 fiel die spritzige Komödie 1 2 3 von Billy Wilder dem Mauerbau zum Opfer, da über die ironische Ost-West-Geschichte in der geteilten Stadt nicht mehr gelacht werden mochte. Erst in den 80ern erlebte der Film in den West-Berliner Programmkinos ein Comeback.
Die glanzvollen Zeiten der Berliner Filmproduktion waren vorüber, dennoch entstanden herausragende Werke. Der Himmel über Berlin von Wim Wenders (1987) spielt im West-Berlin der 80er, u.a. in den unwirklichen Leerflächen des Potsdamer Platzes. Die Legende von Paul und Paula von Heiner Carow (1974) ist eine anrührende Liebesgeschichte im Ost-Berlin der 70er.

Neuer Boom nach der Wende: Berlinfilme heute

In den letzten 20 Jahren wurde Berlin wieder zu einem wichtigen Drehort für Filme, die das besondere Lebensgefühl der Stadt einfingen.
Einer der bekanntesten Berlin-Filme der letzten Jahre ist Tom Tykwers Lola rennt (1998), dessen Hauptdarstellerin atemlos durch die Straßen der Stadt und gegen die Zeit läuft. Leander Haußmanns Film Sonnenallee (1999) zeichnet humorvoll und dennoch realistisch das Leben einer Gruppe Jugendlicher auf der DDR-Seite der Sonnenallee nach. Die bedrückenden Seiten der DDR und der Stasi-Verfolgung zeigt das Oscar-nominierte Werk Das Leben der Anderen (2006) von Florian Henckel von Donnersmarck.

Der Film Goodbye Lenin, der die Wendezeit tragikomisch in Szene setzt, avancierte 2003 zum Publikumsrenner. Was tun, wenn's brennt? fragen 2001 Berliner Hausbesetzer, die mehr oder weniger in dem veränderten Berlin der Nach-Wende-Zeit angekommen waren. Berliner Lebensgefühl zeigt auch der anrührende Sommer vorm Balkon (2005) von Andreas Dresen, der am Helmholtzplatz m Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg gedreht wurde. 2002 entstand Berlin: Symphonie einer Großstadt, der als Hommage an Ruttmanns Collage Berlin – Die Sinfonie der Großstadt Impressionen des neuen Berlin montiert. Mit der Dokumentation In Berlin nähert sich der berühmte Kameramann Michael Ballhaus den vielen Facetten der Hauptstadt, den Träumen und Sehnsüchten seiner Bewohner und dem alltäglichen Leben in der Metropole. Alltägliche, komische, anrührende Momente zeigt auch 24 Stunden Berlin. Die Fernsehdokumentation war ein einzigartiges Experiment , welches am 5. September 2009 in Echtzeit 24 Stunden lang einen Tag in Berlin zeigte.

Leicht und versponnen fängt der Schwarz-Weiß-Film Oh Boy von 2012 das Berliner Lebensgefühl ein, wenn Tom Schillling einen Tag lang ziellos durch die Hauptstadt zieht. Victoria hingegen zeigt das temporeiche, atemlose Berliner Nachtleben.

Shakespeare und Shah Rukh Khan: Internationale Filmproduktionen

Internationale Produktionen entdeckten ebenfalls nach der Wende Berlin und Babelsberg, wo in den 90ern das Studio Babelsberg neu gegründet wird. Seitdem produziert das Studio wieder zahlreiche Filme, darunter hochkarätige, mit Oscars und anderen wichtigen Preisen ausgezeichnete Werke wie Inglourious Basterds (2009) von Quentin Tarantino, Der Ghostwriter von Roman Polanski oder Der Vorleser mit Kate Winslet. Nicht unumstritten war die Filmproduktion Valkyre mit Tom Cruise als Graf Stauffenberg, der trotz hitziger Diskussionen Drehgenehmigungen für Originalschauplätze wie dem Bendlerblock erhielt.

Für den Film Anonymus von Roland Emmerich wurde in Babelsberg Shakespeares Globetheatre wieder aufgebaut. Gerade standen in Babelsberg Tom Hanks, Hugh Grant und Halle Berry vor den Kameras von Cloud Atlas, einer internationalen Großproduktion mit den Wachowski-Geschwistern und Tom Tykwer als Regietrio. 2014 kamen dann mehrere in Babelsberg gedrehte internationale Produktionen in die Kinos:
Die Monuments Men von und mit George Clooney feierte auf der Berlinale 2014 Premiere.
Und Tom Tykwer und Tom Hanks drehten 2014 wieder zusammen in Babelsberg den Film Hologramm für einen König.2012 kam dann ein ganz besonderer Film in die Kinos: die hauptsächlich in Berlin gedrehte Bollywood-Produktion Don 2 mit dem indischen Megastar Shah Rukh Khan in der Titelrolle.

Serien in und aus Berlin

Auch internationale Serien wie die Erfolgsserie Homeland mit Claire Danes und die neue Serie Berlin Station haben Berlin als Drehort und Schauplatz entdeckt. Die Netflix-Erfolgsserien Unorthodox und Queen's Gambit sind ebenfalls in Berlin gedreht worden, wobei die Stadt bei Unorthodox auch eine wichtige Rolle als Ort der Selbstfindung spielt.

Die wohl wichtigste aktuelle Berlin-Serie ist zweifelsohne die deutsche Produktion Babylon Berlin nach den Erfolgsromanen von Volker Kutscher.