Direkt zum Inhalt
Haus Am Rupenhorn 25
Haus am Rupenhorn 25 © Landesdenkmalamt Berlin, Foto: Wolfgang Bittner

Haus am Rupenhorn

Meisterwerk der Moderne am Rande Berlins

Außerhalb des Stadtzentrums, an der Grenze zu Spandau, finden sich zwei Villen, die exemplarisch die Ideale des Neuen Bauens verkörpern.

Die 1929/30 errichteten Landhäuser am Rupenhorn 24 und 25 stehen mit ihren weißen, geometrisch strengen Formen für den Aufbruch in eine neue Ära der Architektur.
Noch heute bilden sie einen deutlichen Kontrast zu der grünen Umgebung. Mit klaren Kanten und großen Fenstern wirken sie zeitlos modern.
Die Häuser stehen auf einem Doppelgrundstück im heutigen Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf. Ursprünglich hätten es drei Gebäude werden sollen, zur Ausführung kommen jedoch nur zwei. Der Kaufmann Richard Kluge gibt sie 1929 bei den Architekten Hans Luckhardt, Wassili Luckhardt und Alfons Anker in Auftrag.

Haus Am Rupenhorn 25
Haus am Rupenhorn 25 © Landesdenkmalamt Berlin, Foto: Wolfgang Bittner

Reduzierung auf Form und Funktion

Hans und Wassili Luckhardt haben sich zu diesem Zeitpunkt in der Berliner Architektenszene bereits einen Namen gemacht. Bruno Taut, einer der einflussreichen Baumeister der Berliner Moderne, lädt die beiden 1919 ein, an der von ihm initiierten Künstlergruppe Gläserne Kette teilzunehmen. In einem Rundbrief tauschen sich die wegweisenden Architekten über ihre Arbeiten aus.
Die Brüder Luckhardt entfernen sich im Lauf der 1920er Jahre von ihren expressionistischen Anfängen und beginnen, sich für die Formsprache der Neuen Sachlichkeit zu interessieren.
1923 stößt der Architekt Alfons Anker hinzu. Mit ihm probieren Hans und Wassili Luckhardt bei der zwischen 1925 und 1927 in Zehlendorf errichteten Versuchssiedlung Schorlemerallee ungewohnte Formen des Bauens aus. Die weißen Kuben entsprechen dem Stil der Neuen Sachlichkeit: klare Linien, reduziert auf Grundformen und die Funktion.
Eine noch größere Freiheit in der Gestaltung erhält das Architektenbüro Luckhardt und Anker bei den Villen am Rupenhorn.

Moderne als Versuchslabor

Den Architekten der klassischen Moderne fällt es leichter, innovative Ideen beim Bau von Privathäusern umzusetzen. Deren Auftraggeber sind oftmals zugänglicher für ihre bahnbrechenden Entwürfe als öffentliche Geldgeber.
Die Brüder Luckhardt und Alfons Anker orientieren sich in ihrer Arbeit an der 1927 veröffentlichten Schrift Fünf Punkte zu einer neuen Architektur von Le Corbusier. Der französische Architekt fordert darin eine freie Raumaufteilung, die Einrichtung von Dachgärten und die Verwendung breiter Fenster.
Die Häuser am Rupenhorn sind in Skelettbauweise errichtet. Dadurch tragen die Außenwände das Hauptgewicht des Gebäudes. Die Raumaufteilung im Innern lässt sich variieren. Im Erdgeschoss des Hauses am Rupenhorn 25 besteht der Wohnbereich aus einem einzigen großen Raum, der ein Gefühl von Großzügigkeit und Weite vermittelt. Das Anheben des Erdgeschosses sorgt für eine bessere Belüftung.
Die großen Fensterbänder stellen bei beiden Häusern eine Verbindung zwischen Innen und Außen her und sorgen für gleichmäßiges Licht in den Wohnräumen. Die geschwungene Terrasse verlängert den Wohnraum ins Freie. Hier tragen die Luckhardts und Alfons Anker dem besonderen Gelände am Rupenhorn Rechnung.
Durch Dachgärten auf den Flachdächern gewinnt das Haus an Wohnfläche und Qualität. Von dort oben öffnet sich ein herrlicher Blick über den nahe gelegenen Stößensee in Richtung Spandau.

Zwischen gestern und heute

Richard Kluge, der Auftraggeber, wohnt nur ein halbes Jahr in dem Landhaus am Rupenhorn, bevor er Konkurs geht. Die Häuser fallen zurück an die Bank, die einen Umbau zu Mehrfamilienhäusern veranlasst.
Hans und Wassili Luckhardt versuchen, sich nach 1933 mit den neuen Machthabern zu arrangieren, und treten im Mai der NSDAP bei. Alfons Anker erhält Berufsverbot und flieht nach Schweden.
1939 erwirbt der Staat die Grundstücke, mit dem Ziel sie abzureißen und Platz für eine geplante NS-Hochschulstadt zu schaffen. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs verhindert die Ausführung dieser Pläne.
Weitere Jahrzehnte voller baulicher Veränderungen folgen. Der Originalzustand der Villen lässt sich höchstens noch erahnen. Das gilt insbesondere für das Haus am Rupenhorn 24, das heute nur der äußeren Form nach den Plänen des Büros Luckhardt und Anker entspricht.
Seit 1975 steht das Haus am Rupenhorn 25 unter Denkmalschutz. 1997 kauft das Architekten-Ehepaar Christa Kliemke und Robert Wischer das Landhaus. Mit Unterstützung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz stellen sie in mehreren Schritten bis 2011 den ursprünglichen Zustand des Hauses wieder her. Details im Inneren des Hauses wie rote Linoleumfußböden und vernickelte Treppengeländer rekonstruieren die neuen Besitzer sorgfältig. Möbel aus der Zeit des Hausbaus runden das Bild ab.

Praktische Infos von visitBerlin

Das Haus am Rupenhorn erreichen Sie von der Innenstadt am besten mit der S-Bahn Richtung Spandau bis S-Bahnhof Pichelsberg. Von dort gelangen Sie zu Fuß in rund 15 Minuten (ca. 1,1 Kilometer) zur Villa. Um die Stadt zu erkunden, empfehlen wir für den öffentlichen Nahverkehr die Berlin Welcome Card.