Pollesch
Es gab ein riesiges Gewitter und ich hatte sowieso Fieber und die ganze innere fiebrige Nass-ness klopfte von drinnen gegen meinen Mantel, und von draußen klopfte natürlich der Regen. Es gewitterte in und an mir, an meinem ganzen Körper.
Ich war so 24 und die Leute latschten an mir vorbei in Cardiff und irgendwann kriegte ich den Assistenten am feuchten Kragen und fragte ihn: Was ist denn los? Was ist denn los? Was ist denn los? So im Delirium. Und er sagte irgendwas von: Die machen jetzt Mittagspause. Die sind alle weg. Da ist jetzt keiner mehr. Erst heute Abend wieder. Und dann bin ich in Cardiff rumgelaufen und es fing noch viel unglaublicher an zu regnen. Und mein am Flohmarkt erstandener schwerer Mantel wurde immer schwerer. Schließlich bin ich so einen Damm zum Meer hin hochspaziert und dann kam die Gischt und ich war komplett nass. Und so kam ich dann bei diesem Vorsprechen an, abends.
Ja, ich seh immer diesen Mantel. Der so tropft.
Ja, den hab ich natürlich dann ausgezogen. Und der vor mir da fläzte in seinem Sessel, so ganz tief war der in seinen Sessel hineingefläzt und der sagte dann: Das ist ja so eine Art Dschungeltheater, was Sie da machen. So eine Art Dschungeltheater. Aber in Frankfurt. Was machen Sie da in Frankfurt? Und ich weiß nicht, ob ich den Mantel doch noch anhatte. Und ich war ja in Cardiff und nicht in Frankfurt. Und er sagte, was machen Sie da in Frankfurt? Und immer so schlecht gelaunt. Das müssen Sie sein lassen. Vielleicht auch komplett. Vielleicht müssen Sie auch alles komplett sein lassen. Und ich ließ das dann auch komplett sein, da mit ihm. Ich hab das sofort sein lassen. „Sie können vielleicht einmal ein Tablett von links nach rechts tragen, aber lassen Sie es sein.“ Und das hab ich dann auch.
Und dann hat er mich zum Bahnhof nach Cardiff gefahrn, weil es führte ja eh zu nichts. Und dann waren wir auch schon am Bahnhof und er ließ mich raus und fuhr irgendwohin. Und ich merkte dann am Bahnhof, dass ich meinen Mantel da bei dem Vorsprechen vergessen hatte. Und da war ja alles drin. Mein Ausweis, das Geld, der Reiseführer. Ich war da komplett ohne das alles. Und dann bin ich den ganzen Weg, den wir gefahren sind wieder zurück und stand vor diesem Gebäude und klopfte so lange an alle Türen, also komplett an alle, auch Fenster, überall klopfte ich dagegen, solange, bis mir wirklich jemand aufmachte. Und dann um drei Uhr nachts kam ich dann endlich in Paddington an und mein Bruder holte mich ab und ich war dann vier Tage lang krank nach diesem Vorsprechen.
Zusätzliche Informationen
Teilnehmende Künstler
Franz Beil
Tabea Braun
Anna Brotankova
Klaus Dobbrick
Leonie Hahn
Milan Peschel
René Pollesch (Text & Regie)
Anna Viebrock
Martin Wuttke
Johannes Zotz
René Pollesch (Autor/in)
Franz Beil (mit)
Milan Peschel (mit)
Martin Wuttke (mit)
René Pollesch (Text & Regie)
Anna Viebrock (Bühne)
Tabea Braun (Kostüme)
Johannes Zotz (Licht)
Klaus Dobbrick (Ton)
Anna Brotankova (Mitarbeit Bühne)
Leonie Hahn (Dramaturgie)
Termine
Oktober 2024
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