
Ein Abend zwischen Sprache, Erinnerung und Klang
In Alexandru Buluczs Gedichten begegnen wir einem Autor, dessen Sprache von biografischer Tiefe, sprachlicher Präzision und musikalischem Bewusstsein durchdrungen ist. Geboren 1987 in Alba Iulia (Rumänien), kam Bulucz mit dreizehn Jahren nach Deutschland.
Alexandru Buluczs frühe Erfahrung von Sprachverlust, Migration, Entwurzelung und kultureller Spannung bildet den Resonanzraum seiner Dichtung – und zugleich ihr poetisches Kraftzentrum. Bulucz schreibt heute auf Deutsch, sein Werk ist mehrfach preisgekrönt.
Buluczs Dichtung fragt unermüdlich nach dem Anfang des Erzählens – dort, wo Heimat verloren ging und Sprache zur einzigen verbliebenen Heimat wird, von der Suche nach einem Ort im Wort. Seine Lyrik ist dabei nie nur autobiografisch – sie ist zugleich Reflexion und Dialog. Bulucz schreckt nicht davor zurück, seine eigenen Gedichte in Essays zu kommentieren, sie kritisch zu befragen, ihre Sprachschichten offen zu legen.
Sein Ton ist hoch, oft getragen, dabei sinnlich und konkret. Es entsteht das, was man als eine archäologische Spracharbeit bezeichnen kann: ein grenzüberschreitender poetischer Prozess, der zwischen Erinnerung und Mythos, zwischen Klang und Bedeutung oszilliert.
In seiner Dichtung klingen Einflüsse von Franz Kafka bis Mircea Eliade an. Und doch bleibt seine Stimme eigen – ernst, tastend, zugleich offen für den Klang der Welt im Hier und Heute. Wie Paul Celan, auf den er sich bezieht, versteht auch Bulucz das Gedicht als eine Form des Händedrucks: als ein Angebot des Mitgefühls, als zärtlichen Widerstand gegen die Kälte der Verhältnisse.
In der Luisenkirche treffen seine Texte auf Werke großer Orgelkomponisten, gespielt vom Organisten Jack Day, sowie dessen Improvisationen
Mitwirkende:
- Lyrik: Alexandru Bulucz
- Orgel: Jack Day
- Kuration: Thomas Wohlfahrt
Programm – Orgelmusik:
Teil 1 - WeltbilderJohann Sebastian Bach (1685–1750)
Präludium e-Moll, BWV 548
Teil 2 – Trauer und Trost
Robert Schumann (1810–1856)
Studie C-Dur, op. 56 Nr. 1
Jan Pieterszoon Sweelinck (1562–1621)
Psalm 116: Ich hebb' den Heer lief
Teil 3 – Hoffnung
Carl Philipp Emanuel Bach (1714–1788)
Sonate g-Moll – 1. Satz
Alexandru Bulucz ist Lyriker, Übersetzer, Herausgeber und Kritiker. Er wurde 1987 in Alba Iulia in Rumänien geboren. Dort verbrachte er seine ersten 13 Jahre, bevor er im Jahr 2000 mit seiner Familie nach Deutschland emigrierte. Er besuchte ein Sportinternat und wäre beinahe professioneller Basketballspieler geworden. 2008 nahm er das Magisterstudium der Germanistik und der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main u. a. bei Werner Hamacher auf, das er 2016 abschloss.
Jack Day ist seit 2017 Kantor an der Luisenkirche Berlin-Charlottenburg, wo er die Konzeption der neuen Reil-Orgel leitete und die Kirche zu einem Ort für Rundfunkgottesdienste entwickelte. 2024 realisierte er eine von der Berliner Senatsverwaltung geförderte Konzertreihe mit Orgelkonzerten von C.P.E. Bach und Händel. Zu seinen Projekten zählen Solokonzerte an historischen Instrumenten, Auftritte im Babylon Kino Berlin und Gastspiele bei renommierten Festivals wie dem Organ Cinema Festival in Lubin, der Philharmonie Gdańsk und am Trinity College Cambridge.
Thomas Wohlfahrt, geboren 1956 in Eisenach, studierte Germanistik und Musikwissenschaften in Halle/Saale und arbeitete von 1983 bis 1988 an der Akademie der Wissenschaften der DDR in Berlin-Ost. Nach seinem Weggang aus der DDR, 1988, gründete und leitete er seit 1991 die Literaturwerkstatt Berlin und seit 2016 das Haus für Poesie, zudem das Poesiefestival Berlin, das ZEBRA Poetry Film Festival sowie den open mike. Er initiierte und leitete internationale Großprojekte wie z.B. den Literatur Express Europa 2000 oder die weltumspannende Webseite lyrikline.org.
Sonntag, 7. September 2025, 19 Uhr
Evangelische Luisenkirche am Gierkeplatz
10585 Berlin-Charlottenburg
U-7 Richard-Wagner-Platz / U2 Bismarckstraße
Eintritt: 10 €, ermäßigt 8 € (für Kinder bis 14 Jahre, Geflüchtete, Berlinpass freier Eintritt)
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