Design nach dem Anthropozän
Das Kunstgewerbemuseum startet eine neue diskursive Plattform mit Pop-up-Ausstellungen, Vorträgen, Workshops und Diskussionspanels, um sich mit dem komplexen Konzept des more than human aus der Perspektive der Gestaltungsdisziplinen, insbesondere des Designs, auseinanderzusetzen. Parallel entsteht eine spekulative Wunderkammer, die auch bislang vernachlässigte Beiträge von nicht-menschlichen Akteur:innen berücksichtigen wird.
More than human umfasst ein Spektrum an transdisziplinären Theorien und Ansätzen, in denen herkömmliche anthropozentrische Perspektiven in Frage gestellt und ein Paradigmenwechsel hin zu einer intensiveren Vernetzung zwischen Mensch und Umwelt eingefordert werden.
Die amerikanische, feministische Wissenschaftlerin Donna Haraway führte den Begriff ‚Natureculture‘ in den Diskurs ein, um auf die existenten Verflechtungen menschlicher und nicht-menschlicher Spezies auf unserem Planeten hinzuweisen. Die Aufhebung der Grenzen zwischen Natur und Kultur erfordert zugleich neue Denkweisen in Bezug auf Macht und Handlungsfähigkeit, Differenz und Gemeinschaftlichkeit, Atmosphären und Erkenntnistheorie.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Klimakrise und wachsender Ressourcenknappheit stehen auch Gestaltungsdisziplinen wie Architektur und Design auf dem Prüfstand. Daher stellt sich die Frage: Was bedeutet more than human für ein Designkonzept bzw. für eine Designphilosophie, die den Menschen und seine Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellt? Was bedeutet Gestaltung jenseits der immer noch gültigen Fortschrittsvision der Moderne? Welche alternativen Aktionsräume eröffnen sich jenseits einer auf Ausbeutung von Lebensformen und Ressourcen ausgelegten Produktionspraxis? Wie kann ein ganzheitlicher Gestaltungsprozess aussehen, der die Integration von nicht-menschlichen Lebensformen und Ökosystemen berücksichtigt? Wer sind die Akteur*innen einer solchen Transformation? Welche Rolle spielen Technologien und Künstliche Intelligenz in diesen „verflochtenen Geschichten“ (entangled histories)?
Aus der Perspektive eines Museums, das sich dem Design und damit auch allen Facetten der Gestaltung von Gesellschaft und Lebenswelten widmet, stellt sich die Frage: Welche anderen Formen und Möglichkeiten von Storytelling und öffentlichem Engagement ergeben sich aus einem more-than-human-Ansatz?
Kuratorin
Die Plattform more than human – wird kuratiert von Claudia Banz, Kuratorin am Kunstgewerbemuseum. Das Projekt ist als Prozess angelegt, der sich im Austausch und in der Zusammenarbeit mit internationalen Akteur*innen aus transdisziplinären Kontexten entwickelt und sich 2024 in unterschiedlichen Formaten im Kunstgewerbemuseum materialisiert.
Eine Sonderausstellung des Kunstgewerbemuseums – Staatliche Museen zu Berlin
Zusätzliche Informationen
- montags und dienstags geschlossen
- Mittwoch bis Freitag von 10 bis 17 Uhr
- Samstag und Sonntag 11 bis 18 Uhr