Fashion x Craft: Echoes of Tomorrow

Analoge Künste in digitalen Zeiten

Kann Handwerkskunst als Austausch von Erfahrungen über Generationen hinweg gelesen werden? Ist es möglich, einen Dialog über ein zutiefst analoges Gut auch im digitalen Zeitalter fortzusetzen? Und wie werden sich zukünftige Generationen an traditionelle Techniken erinnern – lassen sie sich bewahren und weiterentwickeln? Mit diesen Fragen setzten sich fünf junge Modedesigner:innen über mehrere Monate intensiv auseinander.


„Dabei haben wir uns ein Universum vorgestellt, in dem diese Erinnerung als Nostalgie Gestalt annimmt – wie eine Reminiszenz, bei der es unmöglich ist zu unterscheiden, was real und was imaginiert ist“, so Aleksander Kudrischow, Laura De Sousa, Lennart Bohle, Jon Liesenfeld und Melanie Parzenczewki vom V-Collective. „In dieser Welt taucht das Handwerk in neuen Formen wieder auf: Manche Details bleiben lebhaft, andere verschwimmen, lösen sich auf und verschmelzen zu einer hybriden, futuristischen Vision von Handwerkskunst“.


Auf Grundlage dieser gedanklichen und handwerklichen Auseinandersetzung entstand die Kollektion „Echoes of Tomorrow“, die in den Räumen der Gemäldegalerie präsentiert wird. Die Ausstellung lädt Besucher*innen dazu ein, traditionelle Techniken neu zu entdecken, ihre zeitgenössischen Interpretationen kennenzulernen und über die Mode von morgen nachzudenken.

Ein Jahr des Experimentierens und Erschaffens

Das V-Collective besteht aus Teilnehmerinnen der Initiative Fashion x Craft. Das Förderprogramm des Fashion Council Germany, realisiert in Kooperation mit eBay Deutschland und The King’s Foundation, richtet sich an junge Mode- und Textildesignerinnen und vereint die Schwerpunkte Nachhaltigkeit, Handwerkskunst und Innovation.

Im Rahmen von Residency-Aufenthalten beim Good Garment Collective in Berlin sowie an einem Stiftungssitz der King’s Foundation im englischen Highgrove nahmen die Teilnehmer:innen an umfassenden Workshops und intensiven Mentoringprogrammen teil. Dabei wurden sie an handwerkliche Prozesse herangeführt, die weit über klassische Mode- und Textilproduktion hinausgehen. Aus der diesjährigen Programmrunde ging das V-Collective mit einer 24-teiligen Modekollektion hervor.

Die Entwürfe basieren auf vielfältigen Handwerkskünsten, die im Laufe des Projektjahres vermittelt wurden – darunter natürliche Färbetechniken, Weben und Klöppeln, ebenso wie fachfremde Verfahren wie Korbflechten sowie Metall- und Holzarbeiten. Gefertigt wurden alle Stücke aus sogenannten Deadstock-Materialien, also ungenutzten Stoffen und Fasern aus Beständen größerer Unternehmen.

Rohe Atelierwand im institutionellen Raum

Die Kleidungsstücke der Kollektion werden in Form einer Bühneninstallation ausgestellt. Dabei spielen die Räumlichkeiten der Gemäldegalerie eine wichtige Rolle für das Inszenierungskonzept: Der musealen Perfektion des Ausstellungsortes – den der Kreativdirektor des Traditionshauses Dior, Jonathan Anderson, unlängst als einen der schönsten Museumsräume der Welt beschrieb – setzt die Schau des V-Collective im hinteren Teil der Wandelhalle eine zum Teil herbe, rohbauliche Wandgestaltung mit Gips- und Farbresten entgegen. Ergänzt durch Stoffhängungen, Collagen und Skizzen entsteht der Eindruck einer Atelierwand, die den Erarbeitungsprozess der Kollektion atmosphärisch in den institutionellen Raum der Gemäldegalerie überträgt und dort nachvollziehbar macht.

Eröffnung im Rahmen der Fashion Week

Die Ausstellung wird im Rahmen der Berlin Fashion Week feierlich eröffnet. Parallel dazu ist im vorderen Teil der Wandelhalle die Ausstellung „Gallery Looks. Modeinszenierungen in der Gemäldegalerie“ zu sehen. Sie bringt Kunst der Vergangenheit in einen spannungsvollen Dialog mit zeitgenössischer Mode – in Entwurf, Fotografie, Film und Haute Couture.

Eine Sonderausstellung der Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin