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Gesprächsabend mit Dr. Dirk Kaesler und Nirit Ben-Joseph

„Das erste geschriebene Wort war wie das Ablegen des Schiffes von der Kaimauer, wenn die Leinen los sind. Ich wusste nicht, was mich erwartet.“ (Dirk Kaesler in „Lügen und Scham“ 2023, S. 22)



Ausgehend von dieser Erfahrung und der filmischen Spurensuche von Nirit Ben-Joseph lädt das Mitte Museum am 30. Oktober 2025 um 18 Uhr (Pankstraße 47, 13357 Berlin) zu einem besonderen Gesprächs- und Diskussionsabend ein.


Es sind Geschichten, die aus entgegengesetzten Welten stammen – und doch eine gemeinsame Sprache finden:

Die israelische Regisseurin und Berlin-Gästeführerin Nirit Ben-Joseph wuchs in dem Glauben auf, ihre Familie sei vom Holocaust nicht betroffen. Erst in Berlin entdeckte sie durch eine zufällige Begegnung, dass ihre Verwandten Kurt und Thekla Feuerring hier gelebt hatten, bevor sie von den Nationalsozialisten ermordet wurden.

Aus dieser erschütternden Entdeckung entstand ihr Dokumentarfilm „You look so German!“ (2018) – eine persönliche Spurensuche, die Fragen nach jüdischem Leben im „Land der Täter“ stellt, das Schweigen der Familie bricht und eine verdrängte Vergangenheit sichtbar macht.


Prof. Dr. Dirk Kaesler (geb. 1944 in Wiesbaden, im "Heim Taunus" des SS-Vereins "Lebensborn e.V."), emeritierter Soziologe, setzt sich in seinem Buch „Lügen und Scham. Deutsche Leben“ (2023) mit der späten Erkenntnis auseinander, im Rahmen des nationalsozialistischen „Lebensborn“-Programms geboren worden zu sein – einem Projekt, das der Förderung einer vermeintlich „arischen Elite“ dienen sollte. Seine autobiografische Spurensuche verbindet persönliche Identität mit kollektiver Geschichte und zeigt, wie stark individuelle Lebenswege von den politischen Brüchen Deutschlands zwischen Kaiserreich, Weimarer Republik, NS-Zeit und Nachkriegszeit geprägt sind.


Im Austausch mit Nathan Friedenberg, dem Leiter des Mitte Museums, gehen beide der Frage nach, wie die Vergangenheit bis heute in Familien nachwirkt. Im Mittelpunkt des Abends stehen Überlegungen zu „Wahrheit“, Verantwortung und Erinnerung – jenseits von Schuldzuweisungen, jedoch im Bewusstsein der historischen Last. Filmausschnitte und eine offene Diskussion laden das Publikum dazu ein, eigene Perspektiven einzubringen.
Zusätzliche Informationen
Anmeldung/Buchung: Keine Anmeldung erforderlich.
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