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KULTUR GEGEN DAS VERGESSEN

  Dieses Konzert des Männerstimmenensembles Sonat Vox gedenkt der Opfer des Holocausts und stellt Werke in den Mittelpunkt, die Hoffnung, Glauben und Erinnerung in Zeiten größter Dunkelheit hörbar machen. Angela Winklers Interpretation des Sintessa-Monologs aus DAS RAD DES GLÜCKS von Werner Fritsch verschmilzt auf besondere Weise mit der musikalischen Atmosphäre des Konzerts und erweitert so den Klangraum der Erinnerung um eine eindringliche, menschliche Stimme.



Musik-Programm:


Rudolf Mauersberger (1889–1971): Herr, lehre doch mich Wie liegt die Stadt so wüst 
Mauersberger komponierte diese Werke während seiner Tätigkeit im NS-geprägten Dresdner Kreuzchor. Sie greifen Trauer, Klage und die Zerstörung von Gemeinden auf und erhalten im Holocaust-Gedenkkontext besondere Resonanz. 

Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809–1847): Mitten wir im Leben sind 
Dieses Werk verbindet Mendelssohns jüdische Herkunft mit einer existenziellen Reflexion über Vergänglichkeit und Bedrohung und ergänzt so thematisch das Gedenkprogramm. 

John Conahan: Ani Ma’amin (1975)
Eine choral-meditative Komposition für gemischten Chor und zwei Solisten, gesungen auf Hebräisch. Sie basiert auf einer traditionellen Melodie, die während des Holocausts von Überlebenden gesungen wurde und den Glauben an Erlösung und das Kommen des Messias ausdrückt. Ursprünglich von Azriel David Fastag während seiner Deportation nach Treblinka komponiert, gilt sie heute als Symbol unerschütterlichen Glaubens und Hoffnung. 

Kim André Arnesen : Even When He Is Silent (1980)
Vertont einen anonymen Text aus einem Versteck in Köln: „I believe in the sun even when it’s not shining. I believe in love even when I feel it not. I believe in God even when He is silent.“ Diese Worte spiegeln tiefen Glauben und unerschütterliche Hoffnung wider und wurden später auch in Konzentrationslagern gefunden. 

Matthew Armstrong: Elegy for Dachau (1980)
Das Werk reflektiert die tiefgreifenden Emotionen und das historische Gewicht des ehemaligen Konzentrationslagers Dachau. Harmonische Spannungen und biblische Textpassagen verleihen der Komposition eine spirituelle Dimension, die das Gedenken intensiviert. 

Jake Runestad (*1986): I Will Lift Mine Eyes & Amy Beach: Peace I leave with you
Beide Werke vermitteln Trost, Hoffnung und Friedenswünsche. Gemeinsam bilden sie den Abschluss des Programms und ein musikalisches Zeugnis von Menschlichkeit, Glauben und Erinnerung, das die Schrecken des Holocausts in ein Bewusstsein von Respekt und Mitgefühl übersetzt. 


Über Sonat Vox: 
Gegründet 2015 von Justus Merkel, hat sich Sonat Vox zu einem der führenden Chöre Deutschlands entwickelt. Viele der Sänger haben ihre Ausbildung beim Windsbacher Knabenchor erhalten. Neben Männer- und Kammerchor besteht das Ensemble aus einem hauseigenen Kammerorchester. Sonat Vox wurde mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem ersten Preis beim Deutschen Chorwettbewerb 2018 in Freiburg und dem Internationalen ICCC, und bietet ausdrucksstarke Interpretationen klassischer Musikliteratur. 

Über die Lesung: 


»Meine Kinder ins Feuer gehaut für Deutschland, verstehst! Und ich soll die Wahrheit sagen in Engelszungen. In ihrer wunderschönen Muttersprach? Denen?!« – Die Roma-Oma Courasch überlebte vier Jahre Auschwitz. Im Altenheim ›Heiliggeistspital‹ besucht ihre Enkelin Mira sie. Plötzlich setzt Mira in Gegenwart der Großmutter Wehen ein. Die Alte versucht, die Identität des Kindesvaters zu ergründen, während sie ihr eigenes Leben reflektiert.   
Das Rad des Glücks erzählt eine Generationengeschichte der Roma. Es beleuchtet Stolz, Widerstandskraft und die Selbstbehauptung einer Frau, die den Nazi-Terror überlebt hat, aber ihre Kinder verloren hat. Der Monolog greift auch die Themen Drogenmissbrauch der jungen Roma und kulturelle Spannungen auf. Drei Zeitschichten durchziehen das Werk: Vergangenheit (die Alte), Gegenwart (Mira) und Zukunft (die Urenkelin).     


Über den Autor: 

Werner Fritsch, geboren 1960 in Waldsassen/Oberpfalz, veröffentlichte 1987 seinen vielbeachteten Roman Cherubim. Er schrieb zahlreiche Stücke und Monologe, u.a. Steinbruch, Fleischwolf, Hydra Krieg, Bach, Wondreber Totentanz, Sense, Jenseits, Nico, Shinx aus Eis und Das Rad des Glücks. Zuletzt erschien 2025 das Filmbuch Faust Sonnengesang IV (Molokoplusrecords).   


Über die Interpretin:

Angela Winkler, geboren 1944 in Templin, ist eine international renommierte Schauspielerin, die am Burgtheater, Berliner Ensemble und weltweit mit Regisseuren wie Peter Zadek und Robert Wilson arbeitete. Ihren Durchbruch im Film hatte sie 1975 mit Die verlorene Ehre der Katharina Blum, gefolgt von Rollen in Die Blechtrommel, Benny’s Video, Die Wolken von Sils Maria und Suspiria. Sie ist zudem als Sängerin aktiv und veröffentlichte 2011 das Album Ich liebe dich, kann ich nicht sagen.

Bei den Aufnahmen zu Werner Fritschs Hörspiel MIXING MEMORY & DESIRE II fragte er Angela, ob sie Lust hätte, seinen Monolog einer „Roma-Oma“, die vier Jahre Auschwitz überlebt hat, im Rahmen von Andreas Lechners Reihe KULTUR GEGEN DAS VERGESSEN zu lesen, und schenkte ihr das Buch mit dem Text. Fritsch betont die besondere Bedeutung, diesen Aspekt – Auschwitz, Sinti und Roma – in der  Reihe zu würdigen.



#kulturgegendasvergessen
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