Erinnerungen, Musik und Stimmen aus dem Gesundbrunnen 1945
Wie fühlte es sich an, im Winter 1945 in Gesundbrunnen die ersten Feste nach der Befreiung zu begehen – in einer Stadt aus Trümmern, in der Hoffnung und Erschöpfung dicht beieinanderlagen?
„FrauenAnklang“ lädt am 18. Dezember 2025 zu einem Abend ein, der diese widersprüchliche Stimmung hörbar, sichtbar und spürbar macht: die vorsichtigen Schritte in ein neues Leben ebenso wie die schmerzhaften Spuren des Krieges.
Denn die ersten Feiertage nach 1945 waren von einer tiefen Ambivalenz geprägt. Während einige versuchten, wieder Formen von Gemeinschaft zu finden, kehrten andere gerade erst aus Lagern, Verstecken oder von der Flucht zurück. Viele suchten nach Angehörigen, hofften gegen jede Wahrscheinlichkeit – und mussten oft erfahren, dass niemand mehr zurückkehren würde. Neben dem Wunsch nach Gemeinschaft standen die Suche nach Angehörigen, die Leere, die die Schoah hinterließ, und das schwierige Nebeneinander von Überlebenden und jenen, die geschwiegen oder weggesehen hatten – oder Täter*innen gewesen waren.
Der Chor „La voix mixte“ unter der Leitung von Uta Schlegel öffnet einen Raum, in dem diese komplexen Erfahrungen musikalisch anklingen. Heinrich Schütz’ „Verleih uns Frieden“, Schlegels „Hope and History“ und Benjamin Brittens „Concord“ verbinden historische Erfahrungen von 1945 mit Fragen unserer Gegenwart. Die Stücke erzählen von Zerbrechlichkeit und Zuversicht, von der Kraft gemeinsamer Stimmen und von dem Bedürfnis, trotz allem Orientierung zu finden.
Im Gespräch von Nathan Friedenberg mit Mitgliedern der jüdischen Gemeinde Ahawas Achim und der Evangelischen Kirchengemeinde am Gesundbrunnen entstehen historische Perspektiven, die diesen Widerspruch lebendig werden lassen: Wie religiöse Gemeinschaften ihre Räume, Rituale und Beziehungen wiederfanden – und wie schwierig es war, zwischen Verlust, Suche und Neubeginn Halt zu finden. Das Alltägliche selbst wurde zu einem Ausdruck des Überlebens, zu einer provisorischen Form von Hoffnung.
Musikalisch verweben Ines Paschke, Markus Wenz und Annette Goldbeck-Löwe Berliner Lieder und ein Zeitzeugen-Porträt mit dieser Erzählung. Aus Klängen, persönlichen Stimmen und historischen Bildern entsteht ein Stadtbild, in dem Erinnerung und Neuanfang unauflöslich miteinander verschränkt sind.
Zum Ausklang lädt Maxim Heller mit dem „Chor für alle“ das Publikum ein, Teil dieses vielschichtigen Abends zu werden – ein gemeinsamer Moment, der die Vielstimmigkeit jener Zeit und ihrer Erfahrungen weiterträgt.
Der Abend entsteht in Kooperation zwischen dem Mitte Museum, der Musikschule Fanny Hensel und der Volkshochschule
Berlin Mitte.
Zusätzliche Informationen
Termine
Dezember 2025
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