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Vortrag zu Jeanne Mammen

Was würde die Berliner Künstlerin Jeanne Mammen, geboren 1890 in Schöneberg, gestorben 1976 in Berlin, heute, fast 50 Jahre später, in ihrer Stadt sehen, zeichnen und malen wollen?



Ihre klugen Kommentare zu den wilden 1920er Jahren spiegeln das überhitzte Tempo der Weimarer Republik wider. Von Unterdrückung und Repressionen während der NS-Zeit zeugen ihre im verborgenen Atelier entstandenen Bilder, die häufig als Metaphern in Tiergestalt erscheinen.


Von der Nachkriegszeit und Aufbruchstimmung erzählen ihre beinahe schon abstrakten Bilder, die wie Chiffren die politische Lage Berlins im Kalten Krieg und als geteilte Stadt ab 1961 schildern.


Sicherlich hätte sie die Maueröffnung am 9. November 1989 kommentiert: den Sturm auf die Läden, den greifbaren Überfluss vor Augen, so kurz vor Weihnachten, und die leergefegten Regale. Auch das Wiedersehen mit der ehemals vertrauten Gegend Unter den Linden und der Oper wäre es ihr wert gewesen in Skizzen festgehalten zu werden.


Auf dem Rückweg hätte sie einen Spaziergang durch den Tiergarten gemacht, gerne den Amseln gelauscht, die grüne Idylle inmitten der Großstadt genossen. Ihr Verständnis für die Klimaaktivisten wäre ebenso groß gewesen wie seinerzeit für die Studentendemonstrationen 1967/68. Vielleicht wäre sie auch mal ins »Berghain« gegangen, um der heutigen Clubszene nachzuspüren.

Zu ihrer Zeit war sie ja bestens vertraut mit den Bars und Varietés ringsum den Nollendorfplatz, deren Gäste sie gern beobachtete und zeichnete. Als Chronistin dieser Stadt vermittelt sie bis heute Berliner Lebensgefühl.


Kongenial dazu steht die Künstlerin Käthe Kollwitz, die 1904 ein Pariser Studienjahr einlegte an der Académie Julian, an der sich 1907 Jeanne Mammen einschrieb. Soziale Missstände wahrzunehmen, obwohl selbst in wesentlich komfortableren Verhältnissen lebend, ist nur eine Schnittmenge zwischen diesen beiden Künstlerinnen. Stilistisch verschieden, aber sich ihrer weiblichen Künstlerschaft sehr bewusst, setzten beide markante Zeichen und formen das Bild der ‚neuen Frau‘. Ob sie sich begegneten, ist nicht bekannt. Dass sie die Werke der jeweils anderen kannten hingegen liegt nahe.


In einer kurzweiligen, assoziativen und historisch fundierten Revue werden sich beide Künstlerinnen begegnen und eine bewegende Berliner Epoche wieder aufleben lassen.

 
Dr. Martina Weinland war von 1992 bis Sommer 2024 wissenschaftliche Mitarbeiterin im Stadtmuseum Berlin, dort ab 2018 als Beauftragte für kulturelles Erbe, zu dem neun unselbstständige Kunststiftungen u.a. die Jeanne Mammen-Stiftung unter dem Dach des Stadtmuseums zählen.
Seit 2022 ist sie Dozentin im Gasthörerprogramm der Freien Universität Berlin mit dem Schwerpunkt Frauen in der Kunstgeschichte - aktuell mit dem mehrjährigen Kursthema ‚Kunst ist weiblich‘. Im Januar 2026 erscheint ihre Biografie zu Jeanne Mammen anlässlich des 50. Todestages



der Berliner Künstlerin unter dem Titel: Jeanne Mammen – Bis bald, meine Freunde!
#MuseumsviertelCharlottenburg



Zusätzliche Informationen
Preis: 8,00 €

Ermäßigter Preis: 5,00 €

Anmeldung/Buchung: Die Plätze sind begrenzt auf max. 90 Personen.
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