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Tension Orchestra – die Akustisierung des Könnens

Im Zentrum von Lisa Premkes performativer Installation im Kleinen Wasserspeicher im Prenzlauer Berg steht die Performance Tension Orchestra, in der professionelle Bodybuilderinnen zu Saiteninstrumenten werden, auf denen Musiker:innen eine Komposition spielen.


Die Ausstellung umfasst zudem großformatige Glasmalereien, Klebefolien-Collagen und Klangskulpturen: umgebaute Fitnessgeräte, die vom Publikum aktiviert werden können.


Für die Performance Tension Orchestra werden an den Körpern von vier Bodybuilderinnen Resonanzkörper mit Violinen-, Gitarren-, Viola- und Harfensaiten befestigt. Die Athletinnen halten so lange wie möglich ihre klassischen Posen und spannen so kurzeitig die Saiten auf die richtigen Töne. Für einen flüchtigen Moment entsteht so eine fragile Situation, in der vier Musiker:innen eine eigens dafür geschriebene Komposition spielen können.

In diesem Tableau vivant streben Athletinnen und Musiker:innen gleichermaßen nach technischer Präzision – und scheitern gemeinsam an den Grenzen des Möglichen. Die konstante Spannung einer Saite mit exakt gleichbleibender Kraft lässt sich kaum über die von den Musiker:innen benötigte Dauer halten. Alle bemühen sich darum, in der ungewöhnlichen Situation ihren Beruf bestmöglich auszuüben: Sie spielen Musik, sie halten ihre Pose – sie performen nicht, sie arbeiten.

Sowohl Bodybuilderinnen als auch Musiker:innen investieren unzählige Stunden in die Perfektionierung ihrer Bewegungsabläufe. Und doch werden diese Bewegungen gesellschaftlich sehr unterschiedlich bewertet: in Bezug auf Normvorstellungen, künstlerische Anerkennung und vermutete Klassenzugehörigkeit – insbesondere, wenn es sich um weiblich gelesene Körper handelt.

In dem Versuch eines gemeinsamen Schaffens und gemeinsamen Scheiterns bringt Lisa Premke zwei Disziplinen von ästhetisch-funktionaler Körperlichkeit zusammen. Tension Orchestra verhandelt damit auch den gesellschaftlichen Wert von Perfektion, Nützlichkeit und Produktivität und stellt ihn im Moment der Erschöpfung zur Disposition.


Kuratiert von Nina Marlene Kraus


  • Komponist: Ioannis Loukos
  • Musikerinnen: Clara Baesecke, Noey Gvili, Julia Jolanta Czerniawska
  • Bodybuilderinnen: Almuth Jabs, Beate Edwards, Elisabeth Kammerer, Nicole Görs
  • Instrumentenbauer: Mohamed Khoudi
Termine
November 2025
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