Alltagszeugnisse und Bitte um Frieden: Musik als Antwort auf Katastrophen
Am 13. November 2025 führt der RIAS Kammerchor Berlin gemeinsam mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen das Programm GRAFFITI auf. Unter der Leitung von RIAS-Chefdirigent Justin Dolye verbindet der Abend das Stück Graffiti des finnischen Komponisten Magnus Lindberg (*1958) mit den Marosszéker Tänzen und der Missa brevis von Zoltán Kodály (1882–1967).
Die Zusammenarbeit mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen ist das langerwartete Debüt Doyles mit dem international gefragten Spitzenenzemble.
Das Konzert widmet sich Musik, die auf Katastrophen reagiert:
Magnus Lindbergs 2009 uraufgeführtes Graffiti vertont Inschriften von Mauerresten Pompejis, der antiken Stadt, die im Jahre 79 durch einen Ausbruch des Vesuv verschüttet wurde. Den Komponisten faszinierten diese Einblicke: „Wir finden philosophische Anmerkungen, Gerüchte, derbe Sprüche, Werbebotschaften und amtliche Bekanntmachungen – ein Kaleidoskop des Alltags, der sich von unserem gar nicht stark unterscheidet.“ Die fragmentarischen Dokumente gestaltet Lindberg in einer archaisch anmutenden, dramatischen Klangsprache, tonaler und weniger experimentell als in früheren Werken.
Zoltán Kodálys Missa brevis entstand 1944, als der Komponist und seine Frau Emma Gruber während mehrwöchiger Bombenangriffe im Keller des Budapester Opernhauses Zuflucht suchten. Wie Graffiti bezieht sich die Missa brevis auf große Vorbilder, huldigt Palestrina, Bach und Chorwerken des 19. Jahrhunderts. Vor allem aber ist sie eindringlicher Aufruf zu Versöhnung und Frieden.
Kodálys Missa schließt nicht wie die meisten Messvertonungen mit dem Agnus Dei, sondern fügt das Ite missa est hinzu – „Gehet hin in Frieden. Dank sei Gott, gib Frieden” – und wiederholt das Wort „Frieden“ unermüdlich, beinahe ein Auftrag an die Menschheit.
Die 17 Jahre früher entstandenen Marosszéker Tänze fungieren im Programm als Präludium zur Missa brevis. Sie spiegeln Kodálys Liebe zur ungarischen Volksmusik und speziell zur reichen Tradition des kulturellen Schmelztiegels Transsylvanien, besser bekannt als Siebenbürgen und heute zu Rumänien gehörig. „Nur eine Synthese beider Traditionen, der nationalen und der Welt-Tradition, kann für uns wertvolle Resultate zeigen“, betonte Kodály immer wieder, wenn er sich für die Entwicklung der ungarischen Kunstmusik stark machte.
AUFGEFÜHRTE WERKE:
- Magnus Lindberg - Graffiti
- Zoltán Kodály - Marosszéker Tänze
- Zoltán Kodály - Missa brevis
Mit
- RIAS Kammerchor Berlin
- Deutsche Kammerphilharmonie Bremen
- Justin Doyle, Dirigent
Teilnehmende Künstler
RIAS Kammerchor Berlin
Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen
Justin Doyle (Dirigent)
Termine
November 2025
| Mo | Di | Mi | Do | Fr | Sa | So |
|---|---|---|---|---|---|---|
1
|
2
| |||||
3
|
4
|
5
|
6
|
7
|
8
|
9
|
10
|
11
|
12
|
13
|
14
|
15
|
16
|
17
|
18
|
19
|
20
|
21
|
22
|
23
|
24
|
25
|
26
|
27
|
28
|
29
|
30
|