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350 Zeilen, nach Angaben des Autors Rainer Maria Rilke niedergeschrieben bei Kerzenlicht in der Villa Waldfrieden in Berlin-Schmargendorf in einer Herbstnacht des Jahres 1899: ein Kultbuch für Generationen, insbesondere junger Menschen.



Rilke, der zum Zeitpunkt der Abfassung selbst erst 23 Jahre alt war, wirft darin in kurzen Szenen Schlaglichter auf ein viel zu früh beendetes Leben. Ein junger Adliger fällt in einem Krieg im 17. Jahrhundert als Fahnenträger mit nur 18 Jahren auf einem Schlachtfeld in Ungarn.



Doch die geographische und historische Kulisse ist nebensächlich, austauschbar wie der Krieg, in dem der junge Soldat dient. Dieser lang vergangene Krieg ist so überzeitlich und universell wie die Ängste und Träume des jungen Mannes, die kurz vor der entscheidenden Schlacht in einer Liebesnacht mit einer Gräfin in einem prunkvollen Schloss gipfeln. 


Die erste Auflage der neuen Edition des Insel-Verlags mit der Erzählung von Rilke war 1912 rasch vergriffen, schnell folgten immer neue, insgesamt sind es bis heute an die 60 Ausgaben. Das Inselbüchlein avancierte zum Kultbuch mit Millionenauflage und legte den Grundstein für den Erfolg des Autors – und für den der unverwechselbaren Buchreihe des Insel-Verlags, die auch heute noch gesammelt wird und viele Fans hat.



Helmut Mooshammer, langjähriges Ensemblemitglied am Deutschen Theater, und die Pianistin Senka Brankovic nehmen die Veranstaltung zum Anlass, an den österreichischen Komponisten Viktor Ullmann, dessen künstlerisches Erbe und seinen unerschütterlichen Glauben an die Kraft der Kunst zu erinnern.


Bereits im Ersten Weltkrieg, während seiner Stationierung an der italienischen Front, beschäftigte sich Ullmann intensiv mit Rainer Maria Rilkes Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke. Dieses Werk, das die Spannung zwischen glorreichem Heldentod und sinnlosem Sterben in lyrische Worte zu fassen versucht, begleitete den Komponisten bis in das Konzentrationslager Theresienstadt. Dorthin deportiert wurde er 1942 und dort schuf er – immer noch an das Positive im Menschen glaubend – trotz Hunger und großer Probleme in der Bewältigung des Lagerlebens einen beträchtlichen Teil seiner Werke, die heute aus dem Kanon des Musiktheaters nicht mehr wegzudenken sind. Er vertonte, mitten im Zweiten Weltkrieg, interniert im Konzentrationslager Theresienstadt, die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke – bevor er im Oktober des gleichen Jahres dort ermordet wurde.



Die Geschichte vom jungen Fahnenträger, der mit großen Augen durch die Schrecknisse eines Krieges taumelt und schlussendlich mit der Fahne in der Hand fällt, hat bis heute nichts von ihrer Sprachschönheit, ihrer musikalischen Kraft und inhaltlichen Gültigkeit verloren.


Sie erinnert am 9. November – dem Schicksalstag der Deutschen – an die damals wie heute so lebensnotwendige Verbindung von Kunst und Menschlichkeit.
Zusätzliche Informationen
Teilnehmende Künstler
Helmut Mooshammer (Lesung)
Senka Brankovic (Klavier)
Termine
November 2025
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