Zum 75-jährigen Jubiläum seiner Wiedergründung widmet sich der Deutsche Künstlerbund unter anderem mit der Ausstellung »Berliner Zimmer« von Sonya Schönberger dem vielstimmigen Spektrum künstlerischer Positionen von Frauen.
Das Projekt rückt Künstlerinnen in den Mittelpunkt, deren Leben und Arbeiten eng mit der Stadt verbunden sind. Durch Videoporträts, die im Stil des fortlaufenden Archivs »Berliner Zimmer« entstanden sind, entsteht ein facettenreiches Panorama biografischer und künstlerischer Erzählungen – ein lebendiges Porträt einer Stadt, die sich ständig im Wandel befindet.
Seit 2018 entwickelt Sonya Schönberger das »Berliner Zimmer« – ein interaktives, fortlaufendes und wachsendes Archiv aus Videointerviews mit Berliner*innen, deren Hintergründe ebenso vielfältig und heterogen sind wie die Stadt selbst. So bewahrt das auf hundert Jahre angelegte Projekt ein langfristiges, vielstimmiges Porträt der Stadt.
Berlin ist ein Ort der Zuflucht, der Selbstverwirklichung und des beständigen Wandels. Die Stadt zieht seit Jahrhunderten Menschen verschiedenster Herkunft, Kulturen und Generationen an und formt ein dynamisches Geflecht individueller Lebensgeschichten. In dieser Bewegung wird Kunst zum Spiegel gesellschaftlicher Entwicklungen – zu einem Raum, in dem Fragen nach Zugehörigkeit, Identität und Gleichstellung verhandelt werden.
Seit den frühen Nachkriegsjahren haben Künstlerinnen entscheidend dazu beigetragen, Berlin zu einer Metropole der Kunst und Kultur zu machen. Sie haben Räume geschaffen, Diskurse geprägt und gesellschaftliche Veränderungen vorangetrieben – oft jenseits etablierter Strukturen. Gerade in einer Zeit, in der die Freiheit der Kunst und der Erhalt künstlerischer Räume neu verhandelt werden, sind ihre Stimmen von besonderer Bedeutung. Sie erinnern daran, dass Kunst immer auch Ausdruck von Selbstbestimmung, Solidarität und gesellschaftlicher Verantwortung ist – und dass diese Werte untrennbar mit der Geschichte und Gegenwart Berlins verbunden sind.
Zehn Mitglieder des Deutschen Künstlerbundes – Birgit Cauer, Catherine Rose Evans, Brigitte Hein, Veronika Kellndorfer, Gisela Kleinlein, Christl Mudrak, Anikẹ Joyce Sadiq, Eva-Maria Schön, Nanaé Suzuki und Claudia Wieser – wurden im Rahmen der für das Berliner Zimmer typischen Gespräche interviewt.
Die Auswahl spiegelt die Vielfalt der Berliner Stadtgesellschaft wider: unterschiedliche Altersgruppen und Hintergründe sowie künstlerische Ausdrucksformen treten miteinander in Dialog. Die lebensgeschichtlichen Erzählungen erweitern die klassische Präsentation künstlerischer Arbeiten und eröffnen ein Spannungsfeld, das sich gewöhnlich in anderer Form zeigt.
Im Mittelpunkt stehen nicht allein die physischen Werke, sondern die Stimmen und Geschichten der Künstlerinnen selbst. Das Projekt richtet den Blick auf jene Künstlerinnen, die exemplarisch den Deutschen Künstlerbund prägen und seine Geschichte aktuell mitschreiben – eine Geschichte, die Themen von stadtpolitischer Relevanz ebenso aufgreift wie Schwerpunkte des internationalen Kunstdiskurses.
Neben den Videointerviews werden Arbeiten der beteiligten Künstlerinnen gezeigt, die in einer speziell für die Ausstellung konzipierten Raumstruktur präsentiert werden. So entsteht ein Wechselspiel zwischen Erzählung und Werk, zwischen Stimme und physischer Präsenz der künstlerischen Praxis. Die Ausstellung öffnet einen Raum, in dem Lebensgeschichten und künstlerische Positionen gleichberechtigt nebeneinanderstehen und sich gegenseitig ergänzen.
Das »Berliner Zimmer« ist ein offenes, wachsendes Archiv. Nach der Ausstellung werden die Interviews in das von Sonya Schönberger mit dem Stadtmuseum Berlin entwickelte Videoarchiv aufgenommen. Die Gespräche bleiben digital zugänglich, werden Teil der stadthistorischen Sammlung und auch im Videoarchiv des Deutschen Künstlerbundes bewahrt.
In einer Stadt, die sich fortwährend neu erfindet, erzählt dieses Projekt von Kontinuität und Wandel, von künstlerischer Beharrlichkeit und gesellschaftlicher Bewegung. Es ist eine Hommage an Berlin und seine Künstlerinnen – an ihre Stimmen, ihre Räume und ihre Geschichten.
Sonya Schönberger lebt und arbeitet seit 1996 in Berlin. Sie studierte Ethnologie an der Freien Universität und Experimentelle Mediengestaltung an der Universität der Künste in Berlin und ist aktuell Dorothea-Erxleben-Stipendiatin an der HBK Braunschweig. Ihre künstlerische Praxis befasst sich mit biografischen Brüchen im Kontext politischer und sozialer Umwälzungen. Ausgangspunkt ihrer Arbeit sind Menschen und deren persönliche Erzählungen, die in biografischen Gesprächen sichtbar werden. Aus diesen Begegnungen entstehen Archive, die als Grundlage ihres Schaffens dienen. Neben selbst initiierten Archiven bezieht sie auch bestehende, offizielle oder private Sammlungen in ihre Arbeit ein. 2018 gründete sie das »Berliner Zimmer« – ein langfristig angelegtes Videoarchiv, das auf den Erzählungen der Berliner Bevölkerung basiert.
Interviewte und beteiligte Künstlerinnen
Birgit Cauer, Catherine Rose Evans, Brigitte Hein, Veronika Kellndorfer, Gisela Kleinlein, Christl Mudrak, Anikẹ Joyce Sadiq, Eva-Maria Schön, Nanaé Suzuki und Claudia Wieser
Finanziert mit Mitteln der LOTTO-Stiftung Berlin
Zusätzliche Informationen
Eröffnung: Donnerstag, 04.12.2025, 18 Uhr
Begrüßung:
Adib Fricke, Vorstandssprecher Deutscher Künstlerbund
Katalin Gennburg, Stadtbauhistorikerin, Bundestagsabgeordnete, Die Linke
Einführung:
Sebastian Ruff, Bereichsmanagement Sammlung, Stadtmuseum Berlin
Ausstellungsdauer: 05.12.2025 – 06.03.2026
Reguläre Öffnungszeiten: Dienstag – Freitag | 14 – 18 Uhr
Winterpause vom 22. Dezember 2025 bis 5. Januar 2026
Begrüßung:
Adib Fricke, Vorstandssprecher Deutscher Künstlerbund
Katalin Gennburg, Stadtbauhistorikerin, Bundestagsabgeordnete, Die Linke
Einführung:
Sebastian Ruff, Bereichsmanagement Sammlung, Stadtmuseum Berlin
Ausstellungsdauer: 05.12.2025 – 06.03.2026
Reguläre Öffnungszeiten: Dienstag – Freitag | 14 – 18 Uhr
Winterpause vom 22. Dezember 2025 bis 5. Januar 2026
Teilnehmende Künstler
Birgit Cauer
Catherine Rose Evans
Brigitte Hein
Veronika Kellndorfer
Gisela Kleinlein
Christl Mudrak
Anikẹ Joyce Sadiq
Eva-Maria Schön
Nanaé Suzuki
Claudia Wieser