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Überraschende Begegnungen von Botticelli bis Lempicka

Wie sehen Menschen sich selbst – und wie wollten Menschen zu verschiedenen Zeiten gesehen werden? Mit der großen Sonderausstellung „Porträts! Überraschende Begegnungen von Botticelli bis Lempicka“ lädt die Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin zu einer faszinierenden Reise durch die Geschichte des Bildnisses ein.



Ungewöhnliche Gegenüberstellungen von Werken aus fünf Jahrhunderten offenbaren verblüffende Gemeinsamkeiten, lassen die Werke auf neue Weise lebendig werden und bieten die Möglichkeit, über Fremd- und Selbstdarstellung, Inszenierung, Rolle und Charakter nachzudenken. Dabei treffen Meisterwerke von Maler:innen wie Botticelli und Lempicka, Dürer und Giorgione oder Rembrandt und Lepsius aufeinander.



Das besondere Konzept:


Bildnisse aus unterschiedlichen Jahrhunderten, Regionen und Kulturen kommen in Paaren zusammen und sprechen miteinander.
Werke, die sich bisher nie begegnet sind, stehen sich in der Ausstellung erstmals gegenüber und ermöglichen eine frische Auseinandersetzung mit Aspekten wie Identität, Schönheit, Status oder Macht. Die neuen Konstellationen stellen nicht nur vertraute Erzählungen der Kunstgeschichte infrage, sondern machen sichtbar, wie eng individuelle Darstellung und gesellschaftliche Ordnung miteinander verknüpft sind. Denn Porträts sind mehr als nur Abbilder des Äußeren von Menschen. Sie erzählen von Selbstverständnis und Charakter, von Emotion und Inszenierung. Kleidung, Haltung und Accessoires sind Codes sozialer, politischer oder geschlechtlicher Zugehörigkeit.


Porträts waren und sind ein wirkmächtiges Mittel der sozialen Repräsentation. Durch die Gegenüberstellung von Bildnissen aus unterschiedlichen Regionen und Zeiten werden künstlerische Entscheidungen und visuelle Strategien in der eigenen Anschauung für die Besucher:innen unmittelbar nachvollziehbar und verständlich. In den überraschenden Begegnungen der Werke offenbaren sich Unterschiede in der Gleichzeitigkeit ebenso wie Gemeinsamkeiten in der Ungleichzeitigkeit.



Rund 80 Meisterwerke in vier Ausstellungskapiteln



Ausgangspunkt der Ausstellung ist die international herausragende Sammlung von Bildnissen der Gemäldegalerie, die durch ausgewählte Leihgaben aus anderen Häusern der Staatlichen Museen zu Berlin ergänzt wird – darunter der Alten Nationalgalerie, der Neuen Nationalgalerie, dem Ägyptischen Museum und der Skulpturensammlung. So entsteht ein vielstimmiges Panorama der Porträtkunst vom 15. bis ins 20. Jahrhundert.


Rund 80 Meisterwerke von Künstler:innen wie Petrus Christus, Botticelli, Giorgione, Dürer, Cranach d. Ä., Holbein d. J., Sofonisba Anguissola, Rembrandt, Zurbarán, Anna Dorothea Therbusch, Lovis Corinth, Sabine Lepsius und Tamara de Lempicka breiten eine große Vielfalt der unterschiedlichen Aspekte des Bildnisses aus – vom glanzvollen Herrscherporträt über intime Freundschaftsbilder bis zu stolzen Selbstzeugnissen. Jede Begegnung erzählt eine eigene Geschichte, jede Gegenüberstellung lädt zum Staunen, Vergleichen und Entdecken ein.


In vier Ausstellungskapiteln werden verschiedene Formen und Funktionen des Porträts in den Blick genommen. Ein Prolog verweist auf die erstaunlichen, viele Jahrhunderte überbrückenden Konstanten einer mimetischen Bildniskunst und beleuchtet außerdem die Wurzeln der Gattung in Europa.



Porträttypen diesseits und jenseits der Alpen


Das Kapitel zeichnet die Herausbildung der Porträtkunst in Italien und dem Norden während der Renaissance nach. Verschiedene Grundtypen, etwa das nördliche Dreiviertelprofil bei Rogier van der Weyden und das strenge Profil bei Filippo Lippi, sowie die unterschiedlichen Tendenzen zum Naturalismus und zur Idealisierung durchdringen einander schon bald und bestimmen die Entwicklung der Porträtkunst in den folgenden Jahrhunderten.


Selbstdarstellung der Elite



Bildnisse waren ein wirkmächtiges Mittel der sozialen Repräsentation und Distinktion. Kleidung, Posen, aber auch die schiere Größe einer Darstellung bekunden Ansprüche und Stellung der Dargestellten. Anthonis Mors Herzogin Margarete von Parma erscheint ebenso im repräsentativen Kniestück und mit herrscherlichem Blick wie Moronis Edelmann Don Gabriel de la Cueva.


Familie, Freundschaft und Intimität

Demgegenüber widmet sich das Kapitel zu Familie, Freundschaft und Intimität den privaten Aspekten des Bildnisses. Verwandte, nahestehende und geliebte Menschen werden in Bildern festgehalten, die der persönlichen Erinnerung dienen – Sofonisba Anguissolas Mutter Bianca blickt ebenso vertraut zu ihrer malenden Tochter wie 380 Jahre später die Frau des Malers Eugen Spiro zu ihrem Mann. Bildnisse von Toten halten den letzten Blick auf Verstorbene fest.


Bildnisse von Kunstsammler:innen und Künstler:innen



In einem abschließenden Kapitel werden Bildnisse von Kunstsammler:innen und Künstler*innen betrachtet. Selbstbildnisse dienen über Jahrhunderte hinweg der Selbsterforschung, aber auch der Verortung der eigenen Person und des eigenen Schaffens in Traditionszusammenhängen. Tizian und Therbusch tragen Seidengewänder und verweisen auf ihren gehobenen gesellschaftlichen Stand, Sabine Lepsius dagegen zeigt sich bei der Arbeit und lässt ihr bewundertes Vorbild Rembrandt erkennen.



Reflexionen über das „Ich“ im Zeitalter von Selfies

„Porträts!“ ist mehr als eine kunsthistorische Ausstellung, sie ist zugleich eine Reflexion über unsere heutige Bilderwelt: Wie konstruieren wir Identität im Zeitalter von Selfies und Social Media? Wie lesen wir Gesichter? Und was verrät unser Blick über uns selbst? Nirgends lassen sich diese aktuellen Fragen besser studieren und verstehen als im Spiegel von Meisterwerken der Vergangenheit.



Katalog zur Ausstellung



Es erscheint ein reich bebilderter Katalog, der die Werke und ihre wechselseitigen Bezüge vertiefend vorstellt.


Kuratorisches Team

Die Ausstellung wird kuratiert von Sven Jakstat und Stephan Kemperdick unter Mitarbeit von Marie-Luise Hugler.



Eine Sonderausstellung der Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin
Zusätzliche Informationen
Termine
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