
In der jüngeren Zeit hat sich die in Oslo ansässige dänische Saxofonistin und Komponistin Signe Emmeluth europaweit einen Namen in der Szene für improvisierte Musik gemacht. Sie leitet das Quartett Amoeba, bringt sich in der Gruppe Acoustic Unity von Gard Nilssen ein und kultiviert als Solistin eine künstlerische Praxis, die von unbedingter musikalischer Neugier geprägt ist.
Mit der Suite „BANSHEE“ offenbart sie eine weitere Facette ihres Schaffens. Das wilde, disparate Stück bettet berauschende Improvisationen in einen strukturierten Rahmen ein und entzieht sich leichtfüßig allen Kategorisierungsversuchen. Das ausgezeichnete Line-up ihrer Band setzt sich aus verschiedenen Ecken der musikalischen Landkarte Norwegens zusammen: Die legendäre Sängerin und Krachmacherin Maja S. K. Ratkje und die Neue-Musik-Perkussionistin Jennifer Torrence treffen auf die Noise-versessene Experimentalbassistin Guro Skumsnes Moe und die temperamentvolle Tubistin Heiða Karine Jóhannesdóttir Mobeck.
18:30
- Signe Emmeluth: „BANSHEE“
- (DK, LV, NO, US)
- Deutschlandpremiere
Emmeluth bezieht sich auf die Mythologie um die titelgebende irische Sagenfigur und nimmt sie als Ausgangspunkt, um Fragen über das Leben und unsere Ansprüche daran zu stellen. Die Musik splittert durch den Raum, schwankt zwischen rituellen Rhythmusübungen, freier Improvisation, Kriegsgeheul, Kammermusik und vielem mehr. Sie entzieht sich somit nicht nur jedem Versuch einer musikalischen Einordnung, sondern erschafft vielmehr ihre eigene Klangwelt sui generis.
Die Studioaufnahme von „BANSHEE“ wurde mit dem renommierten Spellemannprisen (dem norwegischen Gegenstück zu den GRAMMYS) ausgezeichnet, beim diesjährigen Jazzfest Berlin feiert das Stück seine Deutschlandpremiere. Mit dabei sind unter anderem die Keyboarderin Guoste Tamulynaite und die Trompeterin Anne Efternøler.
Line-up
- Signe Emmeluth – Altsaxofon, Elektronik, Stimme, Komposition
- Guoste Tamulynaite – Klavier, Synthesizer, Stimme
- Jennifer Torrence – Perkussion, Stimme
- Guro Skumsnes Moe – E-Bass, Kontrabass, Stimme
- Heiða Karine Jóhannesdóttir Mobeck – Tuba, Elektronik, Stimme
- Anne Efternøler – Trompete, Stimme
- Maja S. K. Ratkje – Stimme, Elektronik, Violine
20:00
- David Murray Quartet: „Birdly Serenade“
- (ES, US)
- Deutschlandpremiere
David Murray ist Jazz-Großmeister und ein altgedienter Tenorsaxofonist, Bassklarinettist, Bandleader und Komponist, dessen Produktivität und Zielstrebigkeit auch nach fünf Jahrzehnten im Geschäft keineswegs nachgelassen haben. Er kam nach New York, als die dortige Loft-Jazz-Szene auf ihrem Höhepunkt stand, etablierte sich aber bald schon als führende Figur einer neuen Generation, die kreative Akzente setzte und die Kluft zwischen Tradition und Avantgarde überbrückte. Angefangen mit den Gospelrufen eines Albert Ayler bis hin zur beschwingten Freude eines Sidney Bechet bezieht sich Murrays Spiel auf die reichhaltige Geschichte des Jazz. Seine eigenen Kompositionen sind im Post-Bop verwurzelt und seine infektiösen Melodien von der Beseeltheit des klassischen Ryhthm and Blues durchdrungen.
In jüngerer Zeit hat er sich mit zwei sehr unterschiedlichen Bands wieder ins Rampenlicht gespielt. Eine davon ist ein explosives Trio mit einer feurigen norwegischen Rhythmussektion bestehend aus Drummer Paal Nilssen-Love und Bassist Ingebrit Håker Flaten. Heute Abend jedoch betritt Murrays exzellentes US-amerikanisches Quartett mit Bassist Luke Stewart, Schlagzeuger Russell Carter und Pianistin Marta Sánchez – die am Donnerstagabend mit ihrem eigenen Trio im A-Trane beim Jazzfest Berlin zu erleben sein wird – die Bühne. Anfang des Jahres veröffentlichte das Quartett das Album „Birdly Serenade“, das sich thematisch mit dem Singen der Vögel auseinandersetzt. Das Titelstück mit dem zarten Gesang von Gastsängerin Ekep Nkwelle klingt zunächst danach, als würde es sich um einen brandneuen Jazz-Standard handeln. Doch wenn Murray seine flatternden, gleitenden, sich emporschwingenden Melodien ausbreitet, beeindruckt seine solistische Stimme daran am meisten.
Line-up
- David Murray – Tenorsaxofon, Bassklarinette
- Marta Sánchez – Klavier
- Luke Stewart – Kontrabass
- Russell Carter – Schlagzeug
21:30
Makaya McCraven
(FR, US)
Der Chicagoer Schlagzeuger und Bandleader Makaya McCraven gehört zu den Schlüsselfiguren einer neuen musikalischen Bewegung, die ihre Wurzeln im Jazz hat und doch weit über dessen Grenzen hinausgeht. Im Zentrum seiner breit gefächerten Ästhetik stehen Konzepte wie die Improvisation und die Echtzeitkomposition, doch verweigert er sich jedweder Kategorisierung. Sein Aufstieg ist eng mit dem des Chicagoer Labels International Anthem verbunden, das in seiner Zusammenarbeit mit den unterschiedlichsten Künstler:innen ebenfalls eine ganzheitliche Sensibilität dem bloßen Purismus vorzieht. Auf McCravens jüngstem Album für das Label, „In These Times“, nutzte er das Studio für eine Auseinandersetzung mit der Geschichte Schwarzer Musik und insbesondere den symphonischen Arbeiten von Figuren wie Charles Stepney für Chess Records oder Curtis Mayfield. Er verschmolz den Jazz und R&B der 1970er-Jahre mit orchestraler Vielschichtigkeit und verlieh dem Ganzen einen frischen, vom Hip-Hop beeinflussten rhythmischen Schub.
Seinen Durchbruch erlebte der Schlagzeuger im Jahr 2015 mit dem Album „In The Moment“, auf dem er mit groove-orientierten Improvisationen arbeitete. Diese fügte er als Produzent zu komplexen Gebilden zusammen und ließ dabei moderne Studiotechniken mit fieberhaften Live-Sessions kollidieren. Diese Vorgehensweise hat ihm eine Vielzahl von musikalischen Möglichkeiten eröffnet, die von der reinen Improvisation bis hin zu ausgefeilten Arrangements von im Studio entworfenen Blaupausen reicht. Das Publikum darf gespannt darauf sein, welches Programm McCravens agiles Quartett mit dem Trompeter Marquis Hill, dem Gitarristen Matt Gold und dem Bassisten Junius Paul in den drei Jahren seit der Veröffentlichung von „In These Times“ für die Bühne entwickelt hat.
Line-up
- Makaya McCraven – Schlagzeug, Elektronik
- Junius Paul – E-Bass
- Matt Gold – E-Gitarre
- Marquis Hill – Trompete
Zusätzliche Informationen
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