
Theatertreffen 2025 | 10 bemerkenswerte Inszenierungen
Regisseurin Katie Mitchell entblößt in „Bernarda Albas Haus“ intensiv und mit herausragenden Schauspieler:innen die Brutalität patriarchaler Strukturen, die das Leben von Frauen nachhaltig bestimmen und sie in eine Spirale aus Gewalt und Schmerz treiben.
Acht Jahre Trauer hat Bernarda Alba, der Tradition entsprechend, nach dem Tod ihres Mannes angeordnet: Das Verbot, das Haus zu verlassen, entfacht ein gefährliches Geflecht aus Eifersucht, unterdrücktem Begehren und Gewalt zwischen den Frauen des Hauses.
Zwar erhalten Männer keinen Zutritt und haben überhaupt im Stück kein einziges Wort zu sagen. Dennoch sind es alte, patriarchale Strukturen, die Bernarda tyrannisch durchsetzt und gegen die sich ihre Töchter auflehnen. Die Bühne, ein puppenhausartiger Querschnitt des Hauses, wirkt dabei wie ein Gefängnis, in dem unter bedrohlicher Klangkulisse virtuos Worte und Gesten ineinandergreifen.
Mitchells packende, präzise choreografierte Inszenierung, in der sie das kunstvolle Kompositionsprinzip der simultanen Parallelmontage weiterentwickelt, und das starke Ensemble lassen das Geschehen in komplexen Zeit- und Raumsprüngen lebendig werden und dabei das Heute immer mitschwingen.
Statement der Jury
Bernarda Alba ist erbarmungslos, und Katie Mitchells Inszenierung ist es ebenfalls. Kaum ist der Vater beerdigt, sperrt Bernarda Alba ihre fünf Töchter ein. Sie schottet sie ab von der Welt mit ihren Begierden und ihrem Hunger nach Leben. So schrieb es der spanische Autor Federico García Lorca im Jahre 1936. Die britische Dramatikerin Alice Birch hat aus der Tragödie eine provokante Neufassung erstellt, die Mitchell als hermetischen Albtraum inszeniert.
In dem gefängnisartigen Bühnenhaus von Alex Eales erzählen elf äußerst präzise Spielerinnen von patriarchaler Herrschaft genauso wie vom häuslichen Matriarchat, von Aberglaube, Eifersucht, Missbrauch und Schmerz. Genau getimte Parallelmontagen, ineinander collagierte Dialoge und exakt choreografierte Zeitlupenszenen machen diesen Abend zu einem grandiosen, multisensorisch herausfordernden Gesamtkunstwerk. Eine spektakuläre Inszenierung und eine erschütternde Parabel über das Wechselspiel von Unterdrückung, Macht und Gewalt.
- Bernarda Albas Haus von Alice Birch nach Federico García Lorca
- Übersetzt von Ulrike Syha
- Deutsches SchauSpielHaus Hamburg
- Deutschsprachige Erstaufführung: 2.11.2024
(In deutscher Sprache mit englischen Übertiteln | Am 3.5.: zusätzlich Live-Audiodeskription in deutscher Sprache)
Zusätzliche Informationen
Künstlerisches Team
Besetzung
Nachtgespräch mit Publikum
am Samstag, 3.5.2025 im Anschluss an die Vorstellung
- Katie Mitchell – Regie
- Alex Eales – Bühne
- Sussie Juhlin-Wallén – Kostüme
- James Farncombe – Licht
- Paul Clark, Melanie Wilson – Komposition
- Melanie Wilson – Original Sound Design
- Sybille Meier – Dramaturgie
Besetzung
- Julia Wieninger – Bernarda Alba
- Bettina Stucky – Maria
- Alberta von Poelnitz – Angustias
- Henni Jörissen – Mariche
- Josefine Israel – Magda
- Mayla Häuser – Amanda
- Linn Reusse – Adele
- Luisa Taraz – Poncia
- Sachiko Hara – Clara
- Eva Maurischat – Polly / Ruth
- Joël Schnabel – Peter
- Heinke Andresen – Schneiderin
- Thomas Geiger / Mathias Baumann / Alexej Mir – Anwalt / Männer
Nachtgespräch mit Publikum
am Samstag, 3.5.2025 im Anschluss an die Vorstellung
Informationen zur Barrierefreiheit
Es liegen Hinweise zu sensiblen und/oder gesundheitlich relevanten Inhalten vor.
Termine
Mai 2025
Mo | Di | Mi | Do | Fr | Sa | So |
---|---|---|---|---|---|---|
1
|
2
|
3
|
4
| |||
5
|
6
|
7
|
8
|
9
|
10
|
11
|
12
|
13
|
14
|
15
|
16
|
17
|
18
|
19
|
20
|
21
|
22
|
23
|
24
|
25
|
26
|
27
|
28
|
29
|
30
|
31
|