
Und schlagartig ist schon die Halbzeit der Berlinale vorbei. Gefühlt man gerade erst beim ersten Mal im Kino mit dem Trailer mit gefiebert, wenn sich der Berlinalebär am Sternenhimmel zeigt, schon reisen die ersten wieder ab. Aber noch sind die Wettbewerbe und die anderen Sektionen im vollen Gange.
Und wenn ihr mal das Schräge und Abseitige in der Filmgeschichte entdecken möchte, dann schaut unbedingt in die Retrospekive rein, die sich dem deutschen Genrekino der 1970er Jahre widmet.
Filme in der Retrospektive
Wild, schräg, blutig heißt das Motto der Retrospektive, welche deutsche Krimis, Horrorfilme und Spätwestern zeigt. Darunter sind bekanntere Werke wie Fleisch oder Frühwerke später berühmt gewordener Regisseure wie Klaus Lemke, Ulli Lommel und Wolfgang Petersen, aber vor allem seltene Fundstücke.
Am Mittwoch liefen so zwei DDR-Musicals, die dem Schräg im Motto der Retrospektive zuzuordnen sind. In Nicht schummeln, Liebling! mit den Schlagerstars Chris Doerk und Frank Schöbel geht es um den Bürgermeister einer Kleinstadt, der die Fußballmannschaft mit allen Tricks fördert, um die seine Stadt bekannt zu machen. Die neue Schulleiterin empört sich über die Unregelmäßigkeiten und stellt einen Frauen-Fußball-Truppe zusammen. Aber eigentlich ist die - sprunghaft erzählte - Handlung auch fast egal, es geht darum, möglichst viele - schräge - Musicalnummern zu zeigen. Es gibt aufwändig choreografierte Tanzszenen, Gesangsstücke und Mode aus der Zeit. Dazu Liedtexte wie "Heut' hat die Sonne heiße Höschen an ..." - ein großer Spaß!
Inhaltlich etwas ernster, aber letztendlich ebenso schräg inszeniert ist Hut ab, wenn du küsst!, in dem es um die Emanzipation der werktätigen Frau geht. Der Ingenieur Fred möchte eigentlich nicht, dass seine Freundin Petra als Mechanikerin arbeitet. Auf dem Weg zur Leipziger Messe hat sie genug von seinem Machogehabe und trampt alleine weiter. Sie trifft auf einen galanten Südamerikaner, der sie mit roten Rosen umwirbt, und versucht Fred eifersüchtig zu machen.
Die Gesangsszenen sind in Schwarz-Weiß wie alte Stummfilme oder mit Standbildern inszeniert und zitieren Klassiker der Filmgeschichte. Auch dieser Film besitzt eine Menge eigenwilliger Szenen wie die Gesangseinlage zweier nackter Männer unter der Dusche und schräger Momente, die ihn heute noch durchaus unterhalten lassen.
Es läuft noch eine weitere Operettenverfilmnung mit Musicalszenen und satirischen Anspielungen auf den DDR-Alltag. Für Orpheus in der Unterwelt gibt es heute und morgen sogar noch Tickets.
Übrigens: Es gibt noch weitere Tickets auf der Website der Berlinale und an den Vorverkaufskassen Also, wenn ihr mal einen Film sehen möchtet, der sonst nicht im regulären Programm läuft, dann habt ihr noch bis Sonntag dazu auf der Berlinale die perfekte Gelegenheit.

Und am Freitag gibt es eine große Party in der Volksbühne, wenn der queere Filmpreis, der Teddy Award, verliehen wird.