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Stadtführung durchs Nikolaiviertel
Stadtführung durchs Nikolaiviertel: Heinrich Zille © visitBerlin, Foto: Günter Steffen

Zille Museum

Der Chronist des Berliner Milljöhs

Seit 2017 ist das Zille Museum im Nikolaiviertel wieder geöffnet. Mit einer neu konzipierten Ausstellung und einer vergrößerten Präsentationsfläche. Seine Dauerausstellung „Heinrich Zille – Leben und Werk“ zeigt Zeichnungen, Fotografien, Drucke und Briefe des Berliner Originals. Der „Pinselheinrich“, wie ihn die Berliner liebevoll nennen, ist aber nicht nur Künstler: Er ist ein scharf beobachtender Zeitzeuge des Berliner Unterschichten-„Milljöhs“ der Kaiserzeit mit seinen schmuddeligen Hinterhöfen und dem menschlichen Elend. Und er ist Sprachrohr der gesellschaftlichen Verlierer jener Ära: der „Kinder der Straße“, so der Titel seines berühmten Bildbands. Zille gibt den sozial Geächteten – den Tagelöhnern, Trinkern, kleinen Ganoven und Huren – eine Stimme. Wie kein Zweiter verpackt er seine sozialkritischen Beobachtungen in bitterböse, oft auch humorvolle Zeichnungen und Geschichten. Das Zille Museum stellt den Menschen Zille und sein Werk in allen Schaffensperioden vor.

Zwischen den historischen Bauten des Nikolaiviertels, als Vorzeigequartier zu DDR-Zeiten gehegt und gepflegt, drängen sich neuere Häuser. In einem befindet sich das Zille Museum. Von außen wirkt es mit seinen Schaufenstern wie ein kleiner Laden. Durch die schmale Eingangstür kommen Sie auch direkt in den Museumsshop mit Postkarten und Büchern. Und dann ins Museum: Überraschend weitläufig sind die Räume des Hauses. Mit seinen hellen Wänden, dem gediegenen Parkett und der gedämpften Beleuchtung wirkt das Museum wie eine Gemäldegalerie. In auffallendem Kontrast dazu stehen Zilles einfache Motive aus dem Berliner Alltag: Da aalen sich dralle Badende am Wannseestrand, Matrosen umschlingen Frauen eng beim Tanz, eine Schwangere hält zwei Kinder im Arm.

Über 150 Exponate des Malers, Grafikers und Fotografen präsentiert das Haus: Milieustudien, Porträtskizzen und Aktzeichnungen – „Kritzeleien“ wie Zille sie nennt. Sie prangen umrahmt an den Wänden oder liegen offen in Glasvitrinen. Deftig wird es im Kabinett „Erotisches vom Meister“. Zille schreibt und zeichnet unter dem Pseudonym W. Pfeifer den Zyklus „Hurengespräche", den die Zensur 1921 prompt verbietet. Im Kabinett sehen Sie Ausschnitte dieser Arbeiten – Pornografie der Jahrhundertwende quasi. Schauen Sie auch in den Kinoraum. Hier laufen Ausschnitte aus dem Film „Det war Zille sein Milljöh“ von 1980. Sie zeigen einzigartige Dokumentaraufnahmen des Künstlers und dessen Berlin. Darunter befindet sich auch ein interessantes Selbstporträt Zilles.

Das Stadmuseum Berlin bietet auf seiner Website die Möglichkeit, Zeichnungen und Grafiken Heinrich Zilles sowie thematisch relevante Dokumente online zu betrachten.

Im Museumsshop hängen Ausstellungsplakate ab 1959.

Im Berliner Zille Museum sehen Sie:

  • Milieustudien, Porträtskizzen und Aktzeichnungen
  • Originalkladde „Hurengespräche“ mit Bildern und Texten (1921)
  • Fotoporträts von Zille und Aktaufnahmen
  • Filmausschnitte aus „Det war Zille sein Milljöh“ von Irmgard von zur Mühlen (1980)
  • Führungen mit Zille-Darsteller Albrecht Hoffmann

Tipps für Ihren Besuch

Das Zille Museum erreichen Sie bequem mit der U-Bahn U2 zu den Stationen Märkisches Museum oder Klosterstraße. Von dort ist es jeweils ein etwa 500 Meter langer Spaziergang bis zum Museum. Der Verkehrsknotenpunkt Alexanderplatz ist auch ganz in der Nähe. Hier finden Sie mehrere Parkmöglichkeiten. Das Museum hat auch montags geöffnet. Kinder unter sechs Jahren kommen kostenlos hinein. Führungen für Gruppen und Schulklassen müssen Sie bitte vorher anmelden, Termine werden individuell abgesprochen.

Öffnungszeiten

11:00 – 18:00 Dienstag - Sonntag
Öffnungszeiten (Zusatzinfos)