Direkt zum Inhalt
Mies van der Rohe-Haus
© Bezirksamt Lichtenberg

Haus Lemke – Mies van der Rohe Haus

Neue Sachlichkeit im Haus Lemke am Obersee

Es ist das letzte von Mies van der Rohe entworfene Gebäude in Deutschland, bevor der Architekt vor den Nazis in die USA flüchtete.

Haus Lemke entsteht zwischen 1932 und 1933 im Auftrag des Fabrikanten-Ehepaars Martha und Karl Lemke. Für ihr geplantes Wohnhaus am Obersee in Weißensee (im heutigen Bezirk Pankow) gewinnen die Auftraggeber einen der bedeutendsten Architekten der Neuen Sachlichkeit: Ludwig Mies van der Rohe.

Damit ist Haus Lemke neben der über 30 Jahre später entstehenden Neuen Nationalgalerie einer seiner wichtigen Beiträge zur Architektur der Berliner Moderne.

Das Ehepaar bittet ihn um einen kostengünstigen Entwurf. Die Baukosten belaufen sich später auf 16.000 Mark, was heute umgerechnet 61.000 Euro entspricht.

Trotz des knappen Budgets gelingt es dem Architekten, einen zeitlos schönen Bau zu schaffen, der zentrale Merkmale der modernen Bauhaus-Architektur aufgreift.

Schlichte Schönheit

Die Gesamterscheinung des Hauses ist schlicht und dennoch elegant. Mit seinem flachen Dach und den klaren Formen hebt es sich deutlich von den benachbarten Wohngebäuden ab.

Bei der Wahl der Materialien setzt Mies van der Rohe auf den Kontrast: Auf große Glasflächen folgen rotbraune Klinkersteinwände. Transparenz wechselt sich mit blickdichtem, solidem Mauerwerk ab und erzeugt eine reizvolle Spannung. In seiner Architektur folgt er dem Prinzip „Weniger ist mehr“. Reduktion und Einfachheit sind bei Mies van der Rohe Mittel, die Formen und Materialien für sich sprechen zu lassen.

Nicht nur das Haus, auch einen großen Teil der Möbel entwirft Mies van der Rohe für das Ehepaar. Zusammen mit seiner damaligen Lebens- und Arbeitspartnerin, der Designerin Lilly Reich, fertigt der Architekt Schränke, Stühle, Sessel und Betten an – alle jeweils aus einer anderen Holzart. Heute befindet sich das Mobiliar in der Sammlung des Kunstgewerbemuseums am Kulturforum.

Sanfter Übergang

Haus Lemke besitzt einen L-förmigen Grundriss, zwischen den beiden Gebäudeteilen liegt eine mit Sandstein gepflasterte Wohnterrasse. Das entspricht der Struktur eines Hofhauses. Mit diesem Haustyp beschäftigt sich Mies van der Rohe in den 1930er Jahren, und in Hohenschönhausen setzt er ihn erstmals um.

Der Hof dient als erweiterter Wohnraum, ein Übergang von innen nach außen. Es existieren keine Stufen, wie beispielweise bei Mies van der Rohes Entwurf für die Villa Tugendhat in Brünn.

Der Architekt bezieht zudem die Umgebung stärker ein. Mit dem Blick über die Parklandschaft rund um den Obersee ergänzt Mies van der Rohes Gartenkonzept das Wohnidyll perfekt.

Nachkriegsschicksal und Wende

1933 bezieht das Ehepaar Lemke das Haus. Insgesamt wohnen Martha und Karl Lemke nur etwa zwölf Jahre dort, 1945 müssen sie es der Roten Armee überlassen.

Es folgt eine Phase der Zweckentfremdung als Garage und Abstelllager. 1962 gelangt das Haus in den Besitz des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit, erst als Wohn-, später als Wirtschaftsgebäude. Trotz der Aufnahme in die Denkmalliste 1977 verfällt die Bausubstanz, für eine fachgerechte Instandsetzung fehlen die Mittel.

Ab 1990 ist das Gebäude, seit 2002 wieder im Originalzustand, unter dem Namen „Mies van der Rohe Haus“ in kommunaler Trägerschaft des Bezirks. Heute finden vier bis sechs Kunst- und Architekturausstellungen im Jahr statt und an jedem ersten Sonntag im Monat um 11.30 Uhr die Führung „mies verstehen“ (5 Euro pro Person). Anmeldung unter info@miesvanderrohehaus.de - Hinweis: zur Zeit leider nicht buchbar,

Grand Tour der Moderne

Zum 100-jährigen Bauhaus-Jubiläum im Jahr 2019 entwickelte der Bauhausverbund eine Grand Tour der Moderne, die Architekturfans durch ganz Deutschland führt. Das Mies van der Rohe Haus ist Bestandteil dieser Themenroute.

Die weiteren Berliner Standorte als Grand Tour der Berliner Moderne:

Grand Tour der Berliner Moderne

 

Unsere Tipps rund um das Mies van der Rohe Haus

Nach Ihrem Besuch im Mies van der Rohe Haus können Sie einen Spaziergang um den Obersee machen. Oder entdecken Sie Architekturgeschichte im Kiez Alt-Hohenschönhausen: Hier treffen Plattenbauten der 1970er Jahre auf die Eleganz des Villenviertels am Orankesee. Und Häuser aus den 1920er Jahren bilden einen markanten Gegensatz zu ehemaligen Mietskasernen. Die beschauliche Gegend hat sich inzwischen zum lebendigen Kiez gewandelt. Den Charme vergangener Tage kann man bei einem Spaziergang vorbei an Gutshäusern und der Taborkirche noch spüren. Mehr über Berlins Kieze verrät Ihnen unsere Berlin-App Going Local.

Praktische Infos von visitBerlin

Mit den Tramlinien 27 oder M4 erreichen Sie das Mies van der Rohe Haus (Haltestelle Am Faulen See). Um die Stadt zu erkunden, empfehlen wir für den öffentlichen Nahverkehr die Berlin Welcome Card.

 

Öffnungszeiten

Dienstag 11:00 – 17:00
Mittwoch 11:00 – 17:00
Donnerstag 11:00 – 17:00
Freitag 11:00 – 17:00
Samstag 11:00 – 17:00
Sonntag 11:00 – 17:00
Öffnungszeiten (Zusatzinfos)

Zwischen Weihnachten und Neujahr ist das Haus geschlossen.