Jan van Eyck, der Begründer der altniederländischen Malerei, bleibt unvergleichlich in seiner Brillanz und Präzision, wenn es darum geht, die Details von Wirklichkeit wiederzugeben. In der Berliner Gemäldegalerie können Besucher:innen nun dank einer interaktiven digitalen Projektion in die feinsten Nuancen seiner Meisterwerke eintauchen.
Zoom auf van Eyck. Meisterwerke im Detail
Die Projektion wurde vom Königlichen Institut für Künstlerisches Erbe (KIK-IRPA) in Brüssel entwickelt und ermöglicht es den Betrachtern, sich interaktiv in die Details der Gemälde zu vertiefen und die Bildausschnitte selbst zu bestimmen.
So werden winzige Einzelheiten in beeindruckender Wandgröße hochauflösend präsentiert, von den Augen, Mündern und Händen der Figuren bis hin zu den Pinselstrichen des Meisters.
Die Grundlage für diese Projektion bildeten extrem hochauflösende Fotos aller 33 erhaltenen Gemälde von Jan van Eyck sowie einiger seiner Miniaturen, die im Rahmen des "Van Eyck Research in OpeN Access-Projekts" (VERONA) zwischen 2014 und 2020 vom KIK-IRPA erstellt wurden.
Nachdem die Präsentation in Brüssel bereits großes Interesse geweckt hat, ist sie nun erstmals in Deutschland zu sehen.
Dadurch erhalten Besucher die einzigartige Möglichkeit, Meisterwerke wie den "Genter Altar" in St. Bavo, die "Madonna des Kanzlers Rolin" im Louvre, die "Arnolfini-Hochzeit" in der National Gallery in London oder die berühmte "Kirchenmadonna" der Berliner Gemäldegalerie in mikroskopischem Detail zu erkunden, das mit bloßem Auge kaum oder gar nicht erkennbar ist.
Die Ausstellung in der Wandelhalle der Gemäldegalerie beinhaltet auch eine beeindruckende Sammlung von originalen Werken von Jan van Eyck und seiner Schule.
Mit drei unbestrittenen Originalen aus seiner Hand, darunter das Hauptwerk "Kirchenmadonna", sowie zwei Gemälden, die zumindest in seinem Atelier entstanden sind, und vier frühen Kopien besitzt die Gemäldegalerie einen bemerkenswert umfangreichen Bestand an van Eycks Werken.
Die Kombination dieser hochauflösenden Projektionen mit den Originalen ermöglicht den Besuchern eine völlig neue Art, die faszinierende Brillanz und Detailgenauigkeit van Eycks Malerei zu erleben.
Ein weiteres Kapitel der Ausstellung beleuchtet die kunsttechnologischen Untersuchungen und Restaurierungen einiger Werke van Eycks in der Gemäldegalerie.
Seit 2015 wurden systematische kunsttechnologische Untersuchungen im Rahmen der Erstellung eines wissenschaftlichen Bestandskatalogs der niederländischen und französischen Malerei des 15. Jahrhunderts durchgeführt.
Restauratoren, Kunsthistoriker, ein technischer Fotograf und ein Holzbiologe arbeiteten interdisziplinär zusammen, um diese Untersuchungen durchzuführen. Die Restaurierungen betrafen unter anderem zwei Hauptwerke der Gemäldegalerie: das Porträt des Baudouin de Lannoy und das sogenannte Arnolfini-Bildnis. Neben konservatorischen Maßnahmen zur Sicherung der Bildschichten wurden auch stark gealterte Überzüge und Übermalungen entfernt.
Jan van Eyck (um 1399-1441) gilt als der bedeutendste flämische Künstler des Spätmittelalters.
Er arbeitete ab 1425 am Hof von Burgund für Philipp den Guten und gewann einen internationalen Ruf als gefragter Künstler. Sein wohl berühmtestes Werk, der "Genter Altar", entstand zwischen 1432 und 1435, bevor er sich in Brügge mit einer eigenen Werkstatt niederließ. Van Eycks naturalistische Darstellung der sichtbaren Welt läutete eine neue Kunstepoche nördlich der Alpen ein, die den Übergang zur Neuzeit markierte.