
Gendarmenmarkt Berlin
Bei einem Spaziergang durch Berlins Mitte lassen sich die Spuren der Vergangenheit immer wieder entdecken, auch wenn sich die Stadt stark verändert hat.
Dorotheenstädtischer Friedhof
Der Spaziergang beginnt am Dorotheenstädtischen Friedhof in der Chausseestraße. Dort haben zahlreiche Berliner Geistesgrößen wie Bertolt Brecht und Helene Weigel, Heinrich Mann, der Philosoph Georg Friedrich Wilhelm Hegel, der Dramatiker Heiner Müller sowie der Architekt Karl Friedrich Schinkel ihre letzte Ruhestätte gefunden. Ein Besuch auf dem Friedhof ist somit auch ein Gang durch die deutsche Geistesgeschichte.
Ein Abstecher führt zum Französischen Friedhof in der Liesenstraße, hier befindet sich das Grab von Theodor Fontane, dessen Romane ein lebendiges Bild der Berliner Gesellschaft des 19. Jahrhunderts zeichnen.
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Brecht-Haus
Neben dem Dorotheenstädtischen Friedhof liegt das Brecht-Haus, in dem der Dramatiker Bertolt Brecht und die Schauspielerin Helene Weigel ab 1953 die letzten drei Jahre ihres gemeinsamen Lebens verbrachten. Die Wohnungen von Brecht und Weigel können besichtigt werden. Das Literaturforum im Brecht-Haus bietet heute ein kulturelles Veranstaltungsprogramm.
Mori Ôgai-Gedenkstätte
Von dort ist es nicht weit zur Luisenstraße 39, wo der japanische Arzt, Dichter und Übersetzer Mori Ôgai 1887 für zwei Monate zur Untermiete lebte. Seine Erfahrungen aus dieser Zeit hat Mori Ôgai, der als Gründer der japanischen Moderne gilt, in „Die Tänzerin“ (auch das „Das Ballettmädchen“) „Deutschlandtagebuch“ und „Vita Sexualis“ verarbeitet.
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Pariser Platz
Die nächste Station ist der Pariser Platz am Brandenburger Tor, die „gute Stube“ Berlins. Im Palais am Pariser Platz 4 wurde 1781 Achim von Armin geboren, der durch seine mit Clemens von Brentano herausgebende Volksliedsammlung „Des Knaben Wunderhorn“ berühmt wurde. Heute steht anstelle des Palais der 2005 eröffnete Neubau der Akademie der Künste.
Das Haus Liebermann, das einstige Wohnhaus des berühmten Malers Max Liebermann am Pariser Platz 7, wurde neu errichtet und 1996 als Ausstellungshaus eröffnet. Hier saß Fontane dem Maler mehrmals Modell. Unter den Linden 39, dem Palais Raczynski lebte Bettina von Armin von 1835 bis 1844. Die Schwester des romantischen Dichters Clemens Brentano und Frau seines Freundes Achim von Armin wurde bekannt durch ihre Korrespondenz mit Goethe und den sozial-kritischen Text „Dies Buch gehört dem König“ (1843). Nebenan lag der Gasthof, in dem Goethe, der Berlin nicht sonderlich schätzte, bei seinem Aufenthalt abstieg.
Gendarmenmarkt
Ein Stück den Boulevard hinunter und die Friedrichstraße hinab, liegt der Gendarmenmarkt. Wo heute das Hotel „Four Seasons“ steht, befanden einst sich die Weinstuben Lutter & Wegner, in denen E.T.A. Hoffmann Stammgast war. Die Weinstube ging als Schauplatz von Jacques Offenbachs „Hoffmanns Erzählungen“ in die Operngeschichte ein. Das ehemalige Wohnhaus von E.T.A. Hoffmann war hingegen in der Charlottenstraße 56 / Ecke Taubenstraße. Passenderweise ist das Restaurant „Lutter & Wegner“ mittlerweile in dieses Gebäude eingezogen.
An die einstige Wohnung von Heinrich von Kleist in der nahegelegenen Mauerstraße 53 erinnert ein Relief von Georg Kolbe. Gottfried Keller lebte ab 1850 fünf Jahre lang in Berlin, u.a. in der Mohrenstraße 6. Während seiner Berliner Zeit beendete er „Der grüne Heinrich“ und den ersten Band der Novellensammlung „Die Leute von Seldwyla“. In der Nähe des Gendarmenmarktes, in der Taubenstraße 32, befand sich die dritte Berliner Unterkunft von Heinrich Heine, dessen scharfzüngige „Briefe aus Berlin“ sein literarisches Zeugnis der Stadt sind. Heinrich Heine verkehrte in dem Salon von Rahel Levin - eines der literarischen Zentren Berlins, in dem sich auch Adalbert von Chamisso, Friedrich Baron von Motte Fouqué, Ludwig Tieck, Kleist, Hegel, die Brüder Humboldt und Friedrich Schlegel trafen.
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Bebelplatz
Auf dem Bebelplatz fand am 10.5.1933 eine der dunkelsten Stunden der Berliner Geschichte statt, als die Nationalsozialisten die Bücher der von ihnen verfemten Schriftsteller unter Schmähungen in ein großes Feuer warfen. Erich Kästner war unerkannt Zeuge, wie auch seine Bücher ein Opfer der Flammen wurden. Heute erinnert ein Denkmal an die Bücherverbrennung: unter einer Glasscheibe auf dem Bebelplatz sieht man in eine Bibliothek mit leeren Regalen.
Was Friedrich II von Dichtern hielt …
Zurück Unter den Linden sollte man einen genauen Blick auf das Reiterdenkmal von Friedrich II, dem bedeutendstem Denkmal von Christian Daniel Rauch, werfen. Auf dem Sockel sind wichtige Preußische Persönlichkeiten dargestellt, wobei die Platzierung der Dichter und Denker Kant und Lessing - direkt unter dem Pferdeschweif - für Spott bei der Berliner Bevölkerung sorgte.