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Als die Einheit Alltag wurde

Brandenburger Tor 1989
Berliner Mauer 1989 am Brandenburger Tor © Landesarchiv Berlin

Die Mauer ist gefallen! Menschen auf dem antifaschistischen Schutzwall 1989

Faktisch bin ich Westdeutsche, gesehen habe ich mich immer als „Gesamtdeutsche“ – bei der Wiedervereinigung war ich schließlich erst drei Jahre alt! Womit Ostdeutsche nach dem Ende der deutschen Teilung tagtäglich konfrontiert waren, das habe ich mich nie gefragt. Höchste Zeit also für einen Besuch in der Ausstellung „Alltag Einheit“ im Deutschen Historischen Museum!

2-Zimmer- oder 2-Raum-Wohnung?

Gleich am Eingang der Ausstellung bleibe ich längere Zeit hängen: Hier dreht sich alles um den Wandel der deutschen Sprache. Nach der Wende entstanden nicht nur neue Wortschöpfungen, sondern auch Wörter mit neuen Bedeutungen wie Mauerspecht oder alte und neue Bundesländer. Ich staune nicht schlecht: Während 2.000 bis 3.000 westdeutsche Begriffe im Osten aufgenommen wurden (darunter viele englische Wörter), schafften es weniger als 20 Wörter aus dem ostdeutschen Sprachgebrauch in den gesamtdeutschen Wortschatz. Was mir besonders gut gefällt: Besucher werden immer wieder mit einbezogen. An einem großen Zettelbaum werden unterschiedliche Begriffe aus Ost und West für ein und dasselbe Ding gesammelt, wie Doppeldeckerbus und Doppelstockbus oder 2-Raum-Wohnung und 2-Zimmer-Wohnung. Interaktiv geht es auch auf der nächsten Themeninsel zum Thema Konsum und Währung weiter. Die Frage: Was haben Sie von ihren ersten 100 Westmark gekauft? Die Antwort: Gibt’s im DHM!

Momentaufnahmen

„Alltag Einheit“ beeindruckt mit einer großen Bandbreite an Themen: Einige Schritte weiter entdecke ich private Urlaubsbilder und -erinnerungen von Ostdeutschen, die erstmals frei ihr Ziel wählen konnten – statt an die Ostsee oder nach Bulgarien waren plötzlich Reisen nach Spanien oder Italien möglich. Wie eingeschränkt diese Menschen jahrzehntelang leben mussten, kann ich mir kaum vorstellen. Hinter der nächsten Ecke reckt ein strahlender Lothar Matthäus den WM-Pokal in die Höhe – der Gewinn der Weltmeisterschaft 1990 in Italien sorgte für das erste Hoch des neuen Nationalgefühls. Und auch die Clubkultur der frühen 90er wird abgebildet: Technobeats hinter einer dicken Tresortür – das erwartet Besucher im Nachbau des legendären Clubs „Tresor“. Weitere Highlights: Werbung aus den 90ern, die mich in meine Kindheit zurückversetzt, ausgestellte Ost- und Westschrippen, Videos von Grundschülern, die über die Einheit sprechen, und die „Riechstation“. Was das ist? Ab ins DHM, jetzt ist Reinschnuppern angesagt! „Alltag Einheit – Porträt einer Übergangsgesellschaft“ bis zum 3. Januar 2016 im Deutschen Historischen Museum, http://www.dhm.de/ausstellungen/alltag-einheit.html Geschrieben von Kathrin Hoffmann